Palästinensische Währungsbehörde erwägt Abkehr vom israelischen Schekel

Geldscheine und Munition

Die palästinensische Währungsbehörde denkt über Alternativen zum Schekel nach

(Bild: Mehaniq/Shutterstock.com)

Die Palästinenser wollen sich vom israelischen Schekel lösen. Banken im Westjordanland ächzen unter einer Schekelschwemme. Doch die Umsetzung wird schwierig.

Die Palästinensische Währungsbehörde (PMA) im besetzten Westjordanland gab bekannt, dass sie die Möglichkeit prüft, in den besetzten palästinensischen Gebieten eine andere Währung als den israelischen Schekel als primäres Zahlungsmittel einzuführen. Eine konkrete Alternative oder einen Zeitplan für die Umsetzung nannte die Behörde jedoch nicht.

Schekelschwemme im Westjordanland

Hintergrund ist das wachsende Problem der Schekelanhäufung in palästinensischen Banken, insbesondere da sich Israel weiterhin weigert, den Währungsüberschuss von palästinensischen Finanzinstituten anzunehmen. Aktuell entspricht ein US-Dollar etwa 3,3 Schekel.

In den letzten Wochen hat sich die Schekelschwemme derart verschärft, dass viele Banken keine Bareinlagen in der Währung mehr akzeptierten. Die PMA, die als Zentralbank fungiert, schritt daraufhin ein und wies die Banken an, Einlagen unter definierten Bedingungen anzunehmen.

Es ist nicht das erste Mal, dass palästinensische Beamte damit drohen, den Schekel abzuschaffen. Im Februar 2018 kündigte das Kabinett unter dem damaligen Premierminister Rami Hamdallah die Bildung eines Sonderausschusses an, um die Ablösung des Schekels durch eine andere Währung zu prüfen, einschließlich der möglichen Verwendung von Digitalwährungen.

Es wurden jedoch keine Ergebnisse veröffentlicht. Gemäß dem 1994 zwischen der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) und Israel unterzeichneten Pariser Wirtschaftsprotokoll sind der israelische Schekel, der US-Dollar, der jordanische Dinar und der Euro die gesetzlich zugelassenen Währungen in den palästinensischen Gebieten. Der Schekel bleibt dabei das am weitesten verbreitete Zahlungsmittel und dominiert den Alltag.

Einschränkungen im Handelsverkehr

Laut PMA hat die Unmöglichkeit, physische Schekel – sowohl Banknoten als auch Münzen - aufgrund von israelischen Obergrenzen und Beschränkungen an israelische Banken zu transferieren, zu erheblichen Einschränkungen im Handelsverkehr mit Israel geführt.

Palästinensische Exporte nach Israel machen rund 85 Prozent der Gesamtausfuhren aus, während direkte Importe aus Israel etwa 55 Prozent der Gesamteinfuhren ausmachen, darunter lebenswichtige Güter und Dienstleistungen wie Strom, Wasser, Treibstoff und Lebensmittel.

All diese Transaktionen werden in Schekel abgewickelt. Die PMA schätzt, dass die jährlichen Finanzoperationen in Schekel durchschnittlich rund 50 Milliarden (etwa 14,5 Milliarden US-Dollar) betragen.

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Der Ökonom und Wissenschaftler Professor Tareq Al-Haj kommentierte die Durchführbarkeit einer alternativen Währung damit, dass der Schritt "theoretisch möglich", aber mit politischen und rechtlichen Hindernissen verbunden sei.

Er wies darauf hin, dass das Pariser Protokoll, das ursprünglich als befristete Fünfjahresvereinbarung (1994-1999) gedacht war, faktisch dauerhaft wurde und die Akzeptanz des Schekels als offizielle Währung Palästinas durch die PLO beinhaltete.

Praktische Hindernisse

"Theoretisch ist es möglich, den Schekel durch eine andere Währung – wie den US-Dollar oder den jordanischen Dinar – zu ersetzen", erklärte Al-Haj. "Praktisch erfordert ein solcher Schritt jedoch eine politische Entscheidung, nicht nur eine der PMA."

Al-Haj wies darauf hin, dass die Einführung einer neuen Währung mehr als nur den Austausch von Banknoten erfordern würde. Es wäre auch der Zugang zu Münzen für den täglichen Zahlungsverkehr erforderlich – was sich unter den derzeitigen israelischen Beschränkungen als unmöglich erweisen könnte.

"Israel hat beispielsweise seit Jahren die Überweisung von jordanischen Dinar-Banknoten in das Westjordanland blockiert, was zu einem Mangel geführt hat. Wie sollte es also die Einfuhr von Münzen zulassen?", fragte er rhetorisch.

Er kam zu dem Schluss, dass Israel einen solchen Übergang ohne eine bedeutende politische Vereinbarung nicht zulassen würde. Al-Haj fügte hinzu, dass Israel von jeder Abkehr vom Schekel wirtschaftlich betroffen wäre, da etwa ein Drittel seiner Nutzer Palästinenser sind. "Je mehr eine Währung im Umlauf ist, desto profitabler wird sie für den Ausgabenstaat."

Es bleiben jedoch erhebliche Hindernisse, darunter die Tatsache, dass das Budget der palästinensischen Regierung und die Steuerbefreiungen in Schekel berechnet werden. Viele offizielle Institutionen verwenden den Dinar für die Preisgestaltung, akzeptieren aber Zahlungen in Schekel, was dessen Verwendung in offiziellen Geschäften festigt.

Schekel im Aufwind

Indes scheint Israels Währung vom völkerrechtswidrigen 12-Tage-Krieg gegen den Iran profitiert zu haben.

Wie Bloomberg berichtet hatte der Schekel in den letzten zwei Wochen seine beste Entwicklung seit der Einführung des freien Wechselkurses im Jahr 2003 und wertete um 6,6 Prozent gegenüber dem Dollar auf. Der TA-35 Index der Tel Aviver Börse stieg um 14 Prozent und war damit in Dollar gerechnet der beste unter 92 Weltindizes.

Auch die globalen Anleiheinvestoren zeigten ihr Vertrauen, indem die Rendite 10-jähriger Staatsanleihen um 44 Basispunkte fiel – der stärkste Rückgang unter 24 Industrieländern.

Durch die Zerstörung eines Großteils der verbliebenen militärischen Kapazitäten der Hamas und der Hisbollah sowie die Schwächung des Iran hat Israel in der Region kaum noch militärische Konkurrenz. Gleichzeitig wird erwartet, dass Israels Wirtschaft in den kommenden Jahren mit am schnellsten unter den Industrieländern wachsen wird.