Laser-Angriff auf Bundeswehr: Droht ein neuer Kalter Krieg mit China?

Beechcraft 350

Eine solche Maschine der Luftwaffe wurde angelasert. Bild: Benthemouse / Shutterstock.com

Deutsches Militärflugzeug im Roten Meer von chinesischen Marineschiff mit Laser attackiert. Berlin reagierte mit Protest. Die Frage ist nun: Was sollte das?

Offenbar hat sich Anfang dieses Monats im Roten Meer ein schwerwiegender Zwischenfall ereignete: Ein deutsches Flugzeug, das dort im Rahmen der EU-Operation Aspides unterwegs war, soll vom chinesischen Militär mit einem Laser ins Visier genommen worden sein. Die Mission Aspides soll die wichtigen Seewege in der Region gegen Angriffe der jemenitischen Huthi-Miliz sichern.

Wie das Verteidigungsministerium mitteilte, handelte es sich bei der attackierten Maschine um eine Beechcraft 350 in militärischer Ausführung, die von der Bundeswehr als Aufklärungsflugzeug eingesetzt wird. Bei einem routinemäßigen Einsatzflug zur Überwachung des Seegebiets sei das Flugzeug "ohne Grund und vorherige Kontaktaufnahme angelasert" worden, so ein Sprecher. Das chinesische Kriegsschiff habe sich bereits mehrfach in der Region aufgehalten.

Durch den Einsatz des Lasers habe die chinesische Seite bewusst eine Gefährdung der Besatzung und des Flugzeugs in Kauf genommen, kritisierte das Ministerium. Als Vorsichtsmaßnahme sei der Einsatz daraufhin abgebrochen worden. Die Maschine und ihre Besatzung seien sicher zur Basis des deutschen Kontingents im ostafrikanischen Dschibuti zurückgekehrt.

Auswärtiges Amt reagiert

Das Auswärtige Amt reagierte umgehend auf den Vorfall und bestellte noch am Dienstag den chinesischen Botschafter in Berlin, Deng Hongbo, ein. Auf der Plattform X erklärte das Ministerium: "Die Gefährdung von deutschem Personal und Störung des Einsatzes sind vollkommen inakzeptabel." Mit der förmlichen Einbestellung des Botschafters habe man ein deutliches diplomatisches Zeichen der Verstimmung gesetzt.

Diplomatischer Protest

Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung aus Regierungskreisen erfuhr, sei der deutsche Unmut über die Laser-Attacke auch schon bei einem Treffen mit dem chinesischen Außenminister Wang Yi am vergangenen Freitag in Berlin zur Sprache gekommen. Wang Yi habe sich zu dem Zeitpunkt zu einem Besuch in der Hauptstadt aufgehalten. Eine öffentliche Reaktion der chinesischen Seite auf die Vorwürfe steht jedoch weiterhin aus.

China und das Rote Meer

Experten sehen den Vorfall vor dem Hintergrund der hohen strategischen Bedeutung, die das Rote Meer für China hat. Der Großteil des Seehandels zwischen der Volksrepublik und Europa wird über diese Route abgewickelt. In Dschibuti unterhält China zudem seit einigen Jahren seine erste Militärbasis in Übersee, von wo aus auch chinesische Kriegsschiffe operieren.

Ähnliche Vorfälle

Es ist nicht das erste Mal, dass China Laser gegen westliche Flugzeuge einsetzt. Bereits 2018 soll das chinesische Militär von Dschibuti aus Laser auf gestartete US-Maschinen gerichtet und dabei Piloten verletzt haben. Die USA protestierten damals offiziell gegen die Aktionen.

Deutschland beteiligt sich seit Oktober 2024 mit bis zu 700 Soldaten an der EU-Mission Aspides, die auf Beschluss des Bundestags zuletzt im Januar verlängert wurde.

Deutschland und EU-Mission Aspides

Ein wichtiger deutscher Beitrag ist dabei ein Aufklärungsflugzeug, das als "fliegendes Auge" zur weiträumigen Überwachung des Seegebiets dient. Die Daten tragen maßgeblich zum Lagebild der Mission bei.

Hintergrund des europäischen Einsatzes sind die wiederholten Angriffe der Huthi-Miliz auf zivile Schiffe sowie auf Ziele in Israel. Die Huthi-Rebellen werden vom Iran unterstützt und sehen sich als Teil einer "Achse des Widerstands" gegen Israel und die USA, zu der auch die Hamas in Gaza und die Hisbollah im Libanon gezählt werden. Seit Beginn des jüngsten Gaza-Kriegs hat sich die Lage im Roten Meer deutlich verschärft.

Angespannte Beziehung zwischen Berlin und Beijing

Der Zwischenfall mit dem deutschen Flugzeug belastet nun die ohnehin angespannten Beziehungen zwischen Deutschland und China weiter. Die Bundesregierung erwartet nicht nur eine Erklärung, sondern auch, dass sich solche gefährlichen Aktionen nicht wiederholen.

Die Mission Aspides, an der insgesamt rund 1.500 Soldaten aus neun europäischen Staaten teilnehmen, soll noch bis mindestens Ende 2025 fortgesetzt werden, um die freie Schifffahrt in der Region zu sichern.