Anthropogener Klimawandel oder Klimahysterie?

Bild: Mika Baumeister/unsplash

Man sollte sich vielleicht mal überlegen, welche Folgen ein so schneller Klimawandel hat

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Dass wir einen Klimawandel haben und es immer wärmer wird, kann niemand mehr abstreiten. Die Messwerte und Fakten sprechen für sich und wer behauptet, dass es keine Klimaerwärmung gibt, macht sich nur lächerlich.

Deshalb wird von den Gegnern der Energiewende die Erderwärmung jetzt meist gar nicht mehr abgestritten, sondern als ganz natürlicher Prozess dargestellt, an dem der Mensch keine Schuld trägt. Warm- und Kaltzeiten gab es ja schon, bevor es die ersten Menschen gab.

Diese Aussage ist natürlich richtig. Die Schlussfolgerung, dass es sich bei der jetzigen Klimaerwärmung ebenfalls um einen ganz natürlichen Prozess handelt, an dem der Mensch keine Schuld als Verursacher trägt und gegen den er auch nichts unternehmen kann, allerdings nicht.

Das lässt sich relativ einfach nachvollziehen. Die Atmosphäre wird in erster Linie durch die einfallende Sonnenstrahlung erwärmt (Erdwärme und Wärme aus Verbrennungsprozessen sind gegenüber der Sonneneinstrahlung vernachlässigbar klein). Allerdings kann das Sonnenlicht die Atmosphäre nur aufheizen, wenn es absorbiert wird (andernfalls wird es wirkungslos reflektiert).

Das Gleichgewicht

Diese Absorption findet an den Molekülen der Treibhausgase statt, die durch die Lichtenergie angeregt werden und die auf sie übertragene Energie dann in Form von Wärme an die Umgebung abgeben. Das wichtigste Treibhausgas ist CO2, weil es einerseits in den größten Mengen auftritt und andererseits in der Atmosphäre stabil ist.

An zweiter Stelle folgt Methan, CH4. Dies Gas absorbiert das Licht zwar 300 Mal so stark wie CO2, aber die Mengen, in denen es in der Atmosphäre vorkommt, sind um Größenordnungen geringer als beim CO2. Außerdem reagiert das Methan in der Atmosphäre zu CO2 und Wasser, und seine Verweildauer in der Atmosphäre hat deshalb eine Halbwertszeit von circa 15 Jahren.

Wenn Licht am Boden absorbiert wird, wird natürlich auch Wärme erzeugt und an die Atmosphäre abgegeben. Aber der Hauptteil wird vom CO2 in der Atmosphäre absorbiert. Deshalb kann man sich hier auf das CO2 beschränken.

Die Temperatur der Erde ergibt sich als Gleichgewicht zwischen absorbierter Sonnenenergie und abgestrahlter Wärmeenergie. Wird mehr Sonnenlicht absorbiert, steigt die Temperatur so lange, bis wieder genau so viel Wärme abgestrahlt wird, wie Sonnenlicht absorbiert wurde. Wenn zu wenig Licht absorbiert wird, sinkt die Temperatur, bis das Gleichgewicht wieder hergestellt ist.

Die Absorption des Lichtes korreliert mit der CO2-Konzentration in der Atmosphäre (Schwankungen in der Strahlungsintensität der Sonne können hier vernachlässigt werden). Die Frage ist also, wovon hängt die Konzentration des CO2 in der Atmosphäre ab?

Die Antwort ist einfach: Vom Eintrag von CO2 in die Atmosphäre durch Oxidation von kohlenstoffhaltigen Substanzen und aus vulkanischen Vorgängen sowie vom Verbrauch von CO2 aus der Atmosphäre, in erster Linie bei der Photosynthese der Pflanzen.

Eiszeiten und Warmzeiten

Wenn wir nun das Ende einer Warmzeit betrachten, so ist nur noch wenig Eis an den Polkappen vorhanden und das Land bis in hohe Breiten mit Vegetation bedeckt. Diese verbraucht zur Photosynthese mehr CO2, als nachgeliefert wird. Dadurch sinkt der CO2-Gehalt der Atmosphäre und das Klima kühlt sich ab. Die Folge ist, dass sich das Eis von den Polkappen in Richtung Äquator ausbreitet. Wir bekommen eine Eiszeit.

Durch die Vereisung großer Landmassen auf der Nordhalbkugel werden die dortigen Wälder zerstört und fallen als CO2 -Verbraucher aus. Wenn nicht alles erzeugte CO2 verbraucht wird, steigt die CO2 -Konzentration in der Atmosphäre wieder an und es wird wärmer, eine neue Warmzeit beginnt. Zunächst weicht das Eis in Richtung Polkappen zurück, dann folgt die Vegetation und in dem Maße, wie die Wälder zunehmen, wird wieder mehr CO2 verbraucht.

Die höchste CO2 -Konzentration in der Atmosphäre tritt am Ende einer Eiszeit auf, wenn das Eis schon zurückgeht, die nachrückende Vegetation aber noch weniger CO2 absorbiert, als zeitgleich gebildet wird. Die geringste CO2 -Konzentration tritt zu Beginn eine Eiszeit auf, wenn das vorrückende Eis die Vegetation noch nicht so stark geschädigt hat, das der CO2 -Verbrauch durch die Photosynthese geringer ist als die CO2 -Freisetzung.

Natürlich haben auch andere Faktoren einen Einfluss. Beispielsweise stellen die Meere einen riesigen CO2 -Speicher dar, im Wasser der Meere und in der Luftfeuchtigkeit der Atmosphäre sind riesige Mengen Wärme gespeichert, das Eis an den Polkappen und Gletschern reflektiert das Licht viel besser als der Boden (geringere Absorption) und stellt gleichzeitig einen riesigen Kältespeicher dar.

Hinzu kommt, dass ein Wald beim Aufwachsen entsprechend der gebildeten Biomasse eine große Menge CO2 aus der Atmosphäre absorbiert, aber wenn die Pflanzen dann absterben und verbrennen oder vermodern, wird das CO2 fast vollständig wieder freigesetzt.

Nur ein sehr kleiner Teil des in den Pflanzen gespeicherten Kohlenstoffs, der im Boden nicht vollständig oxydiert werden kann, wird der Atmosphäre dauerhaft entzogen. Es dauert also sehr lange, bis die CO2-Konzentration in der Atmosphäre wieder sinkt. Dadurch vollziehen sich die natürlichen Klimaveränderungen sehr langsam (die letzte Eiszeit endete vor 18000 Jahren).

Der Temperaturanstieg

Natürlicherweise müssten wir derzeit eine Abkühlung des Klimas haben. Stattdessen steigt die Temperatur aber weltweit schnell an. Und dieser Temperaturanstieg ist menschengemacht. Im Zuge der Industrialisierung fördern und verbrennen wir immer größere Mengen fossile Brennstoffe und blasen so immer mehr CO2 in die Atmosphäre.

Gleichzeitig werden immer größere Waldgebiete gerodet, Flächen versiegelt und riesige Gebiete in Afrika, Asien und Südamerika durch landwirtschaftliche Übernutzung (meist Überweidung) in Wüsten verwandelt, wo nur sehr wenig CO2 durch die Vegetation gebunden wird. Dadurch kommt es zu einem Anstieg der CO2 -Konzentration in der Atmosphäre und in der Folge zur globalen Klimaerwärmung.

Die Frage ist natürlich, wie man diese bewertet? Die Damen und Herren von der AfD sagen, dass das alles nicht so schlimm sei und reden von Klimahysterie.

Aber man sollte sich vielleicht mal überlegen, welche Folgen ein so schneller Klimawandel hat. Pflanzen und Tiere haben sich im Laufe langer Zeit an die herrschenden Umweltbedingungen angepasst. Wenn sich die Umweltbedingungen langsam ändern, können sie sich erfahrungsgemäß auch an neue Umweltbedingungen anpassen.

Bei einer zu schnellen Änderung der Umwelt ist eine Anpassung aber nicht möglich und es kommt zu einem großen Artensterben mit dem Zusammenbruch ganzer Ökosysteme. Wir Menschen sind aber zum Überleben auf eine intakte Umwelt angewiesen. Und nicht nur das. Ein großer Teil der Erdbevölkerung lebt nicht im Inneren der Kontinente, sondern in den fruchtbaren Küstenregionen.

Wenn durch die Erderwärmung die Polkappen abschmelzen, steigt der Meeresspiegel stark an. Dann heißt es dort "Land unter" (Hamburg z.B. muss dann aufgegeben werden). Die Menschen, die dort leben, haben dann keine andere Wahl, als zu fliehen. Wenn das richtig in Gang kommt, wird man sich noch wehmütig an die "gute alte Zeit" erinnern, als es "nur ein paar Millionen" Bürgerkriegsflüchtlinge gab, die nach Europa wollten.

Hinzu kommt, dass durch den Klimawandel die Extremwetterlagen zunehmen und in der Landwirtschaft auch bei uns Missernten, z.B. durch Dürreperioden, drohen.

Natürlich wird die Welt durch den Klimawandel nicht zugrunde gehen und vermutlich wird es auch nach einer Klimakatastrophe Leben auf der Erde geben. Eventuell werden auch einige Menschen überleben. Aber die menschliche Zivilisation in ihrer heutigen Form und geographischen Ausdehnung wird eine solche Klimakatastrophe sicher nicht überstehen.

Deshalb sollten wir es nicht darauf ankommen lassen, sondern durch den Übergang zu erneuerbaren Energien und durch Aufforstung von Wüsten und Ödland in großem Stil den CO2 -Anstieg in der Atmosphäre und damit die Erderwärmung begrenzen.

Natürlich kann Deutschland den Klimawandel nicht im Alleingang aufhalten. Wir produzieren unter 2% der weltweiten CO2 -Emissionen. Selbst wenn wir diese auf null herunter fahren, wird das den Klimawandel nicht stoppen. Und auch große Wüsten oder Ödland zur Aufforstung haben wir nicht. Aber wir müssen unseren Teil zum Klimaschutz beitragen und können uns nicht hinter der schiefen Argumentation verstecken, dass andere noch größere Klimasünder sind als wir.

In diesem Zusammenhang wird gern China als großer Klima- und Umweltsünder genannt. China hat in der Vergangenheit ohne jede Rücksicht auf die Umwelt das Land industrialisiert. Aber das ist Geschichte.

China und die Energiewende

Die Chinesen haben erkannt, dass sie so nicht weiter machen können und entschiedene Gegenmaßnahmen eingeleitet.

Die chinesische Regierung hatte ein allgemeines Genehmigungsverbot für Kohlekraftwerke erlassen. Was mit den bereits im Bau befindlichen Kohlekraftwerken geschieht, ist offen, möglicherweise müssen sie als Investruinen abgeschrieben werden. Im Großraum Peking wurden zur Luftreinhaltung sämtliche Kohlekraft- und Heizkraftwerke stillgelegt und die Brennstoffversorgung komplett aus Erdgas umgestellt.

Im Winter vor 3 Jahren reichte dann zwar die vorhandene Gasinfrastruktur zur Versorgung nicht aus und viele Pekinger saßen in kalten Wohnungen, aber erfroren ist keiner und mittlerweile ist die Gasversorgung ausreichend und die Luftqualität hat sich sehr stark verbessert.

Allerdings verursacht China derzeit etwa 36% der Weltweiten CO2-Emissionen und ein genereller Kohleausstieg in ganz China ist derzeit noch kein Staatsziel. Auch hat sich die chinesische Partei- und Staatsführung entschlossen, jetzt wieder massiv neue Braunkohlekraftwerke und Tagebaue zu genehmigen, offenbar unter dem Druck, die Wirtschaft nach der Coronakrise ankurbeln zu müssen, um soziale Verwerfungen zu vermeiden. Eine sehr gefährliche Milchmädchenrechnung.

Bei den erneuerbaren Energien ist China aber mittlerweile auch Weltmeister. Und zwar sowohl, was die Produktion von Solar und Windanlagen, als auch, was die insstallierte Leistung betrifft. Und die Chinesen haben bei Neuzulassungen eine E- Auto-Quote von 10% im Jahr 2019 vorgeschrieben, die weiter erhöht werden soll. Natürlich spielen dabei auch industriepolitische Gesichtspunkte eine Rolle, aber ausschlaggebend dürfte die Luftverschmutzung durch den Verkehr gewesen sein.

Dazu realisieren die Chinesen seit 40 Jahren, von der westlichen Öffentlichkeit weitgehend unbeachtet, ein gigantisches Aufforstungsprogramm, die chinesische "Grüne Mauer".

Bisher wurden 220 000 km2, das entspricht etwa der Fläche von Großbritannien, aufgeforstet. Bis 2050 soll die aufgeforstete Fläche auf 350 000 km2 anwachsen. Damit soll der Desertifikation und den Staubstürmen in Nordchina Einhalt geboten werden. Allerdings ist das größte Problem der Wassermangel in Nordchina. Deshalb plant die VR China den "Himmelskanal".

Mit diesem, im Bau befindlichen, Projekt sollen große Wassermengen aus Tibet nach Nordchina umgeleitet werden. Das Projekt ist allerdings nicht unumstritten, da das Wasser jetzt in die Quellflüsse des Brahmaputra fließt. In Indien und Bangladesch gibt es Befürchtungen, dass ihnen durch den Himmelskanal das Wasser abgegraben wird und dass man dort Probleme durch Wassermangel bekommen könnte.

Außerdem gibt es Bedenken hinsichtlich der Standsicherheit der Staumauern in einem seismisch aktiven Gebiet wie Tibet. Und China ist nicht das einzige Land, das etwas gegen den Klimawandel tut.

Äthopien z.B. ist eins der ärmsten Länder Afrikas mit riesigen Problemen. Eins davon ist die Abholzung der Wälder und die folgende Desertifikation. Deshalb wurde mit massiven Wiederaufforstungsprojekten begonnen. Man will dort auch weiterhin jährlich 4 Milliarden Bäume neu anpflanzen.

Diese Beispiele zeigen deutlich, dass die Argumentation, das Deutschland alleine die Welt und das Klima nicht retten kann, lediglich eine faule Ausrede ist, um nicht zu tun, was notwendig ist. Natürlich kann Deutschland alleine die Welt nicht retten. Aber wir sind auch nicht alleine. Und wir müssen unseren Beitrag leisten und ganz gewaltig CO2 einsparen. D.h. wir müssen die Energiewende so schnell wie möglich vorantreiben.

Die Abhängigkeit Deutschlands von Importen

Im Übrigen sollten wir die Energiewende nicht nur negativ sehen, sondern als Chance. Wir importieren gegenwärtig zwei Drittel unseres Primärenergieträgerbedarfs.

Wir sind auf diese Importe unbedingt angewiesen. Wenn diese Importe in größerem Maßstab ausfallen, bricht uns die Energie- und Treibstoffversorgung zusammen, da die vorhandenen Reserven sehr schnell aufgebraucht sind. Die Folgen wären katastrophal.

Gründe, warum die Importe ausfallen könnten, gibt es genug. Naturkatastrophen oder technische Unfälle, die die Förderung lahm legen, politische Krisen, Krieg oder innere Unruhen in Förder- oder Transitländern, Embargos oder auch Quarantänemaßnahmen bei Seuchen können diese für uns lebenswichtigen Importe stören bzw. ganz verhindern.

Deshalb wäre es sicher nicht verkehrt, im Bereich der Energieträger von Importen unabhängig zu sein, ganz abgesehen von den Kosten, die jährlich durch Energieträgerimporte anfallen (gegenwärtig etwa 60 Milliarden Euro jährlich).

Außerdem ist die Energiewende ein riesiges Wirtschaftsprogramm durch den Neubau der Solar- und Windkraftanlagen, den Ausbau der Elektrizitätsnetze und den Übergang zur E-Mobilität. Das sind die Produkte und Märkte von Morgen, nicht Kohle und Öl und die darauf basierenden Technologien.