America First statt Weltkultur: USA kehren Unesco mal wieder den Rücken

Indian Summer im Great Smoky Mountains National Park, UNESCO-Weltkulturerbe. Bild: Robert Harding Video/ Shutterstock.com
USA verlassen erneut die Unesco. "America First" statt Weltkultur lautet die Begründung. Doch was bedeutet das?
Die USA werden Ende 2026 erneut aus der UN-Kulturorganisation Unesco austreten. Das teilte das US-Außenministerium am Dienstag mit. "Ein weiteres Engagement in der Unesco liegt nicht im nationalen Interesse der Vereinigten Staaten", heißt es in der Erklärung.
Es ist bereits der dritte Austritt der USA aus der Unesco und der zweite unter Präsident Donald Trump. Bereits Ende 2018, während Trumps erster Amtszeit, hatten die USA der Organisation eine antiisraelische Haltung vorgeworfen und hat das Austrittsverfahren eingeleitet.
Erst Mitte 2023 war das Land unter Trumps Vorgänger Joe Biden wieder der Unesco beigetreten. Als Grund wurde damals genannt, dem wachsenden Einfluss Chinas in der Organisation entgegenwirken zu wollen.
Unesco fördert laut USA "spaltende" Anliegen
Tammy Bruce, Sprecherin des US-Außenministeriums, begründete den erneuten Austritt nun damit, dass die Unesco eine "spaltende Agenda" verfolge und "soziale und kulturelle Angelegenheiten fördert", die nicht mit der "America First"-Außenpolitik vereinbar seien.
Besonders die Aufnahme Palästinas als Mitglied im Jahr 2011 sei "höchst problematisch". Seitdem hatten die USA ihre Zahlungen an die Unesco eingestellt, die bis dahin rund 22 Prozent des Budgets ausmachten.
Die stellvertretende Sprecherin des Weißen Hauses, Anna Kelly, sagte laut "New York Post", die Unesco unterstütze "woke" und spaltende Anliegen. Das stehe im Widerspruch zu dem Kurs, für den die Amerikaner im November gestimmt hätten.
Harter Schlag für die Unesco
Für die Unesco ist der erneute Austritt der USA ein schwerer Schlag. Generaldirektorin Audrey Azoulay zeigte sich enttäuscht: "Diese Entscheidung widerspricht den Prinzipien des Multilateralismus."
Die Organisation wies zudem den Vorwurf einer antiisraelischen Haltung zurück. Man habe in 85 Ländern geholfen, Lehrer auszubilden, um Schüler über den Holocaust aufzuklären und Hassreden zu bekämpfen.
Der Rückzug der USA bedeutet auch einen großen finanziellen Verlust. Schon von 2011 bis 2018 summierten sich die Ausfälle durch nicht gezahlte US-Beiträge auf über 600 Millionen Dollar. Das führte zu Budgetkürzungen und dem Aussetzen von Programmen.
International wurde der Schritt fast ausschließlich kritisch aufgenommen. Viele Länder äußerten die Sorge, er führe zu einer Schwächung der Unesco und stelle einen Rückschlag für die Zusammenarbeit in Bildung, Wissenschaft und Kultur dar.
Der Austritt dürfte den Trend zu einer stärkeren Politisierung und Blockbildung innerhalb der Unesco verstärken, etwa durch den wachsenden Einfluss Chinas. Die USA hatten ihren Wiedereintritt 2023 auch begründet, um dem entgegenzuwirken – eine Strategie, die nun gescheitert ist.