Russlands einziger Flugzeugträger: Vom Flaggschiff zum Schrottplatz?

Die "Admiral Kusnezow“ bei Sonnenuntergang

Die "Admiral Kusnezow" hat ausgedient. Bild: TebNad/ Shutterstock.com

Seit 2017 liegt Russlands Flugzeugträger "Admiral Kusnezow" in der Werft. Die Reparatur des maroden Schiffs steht still. Nun muss die Marine eine folgenschwere Entscheidung treffen.

Seit dem Jahr 2017 befindet sich Russlands einziger Flugzeugträger, die "Admiral Kusnezow", zur Reparatur in der Werft Nr. 35 in Murmansk. Doch laut einem Bericht der regierungsnahen Zeitung Iswestija stehen die Arbeiten an dem Schiff nun still.

Vertreter der russischen Marine und des staatlichen Rüstungskonzerns United Shipbuilding Corporation (USC) sollen zeitnah eine endgültige Entscheidung über die Zukunft des berüchtigten Flugzeugträgers treffen.

Mehrere Militärexperten halten eine weitere Instandsetzung des veralteten Schiffs für wirtschaftlich und technisch nicht sinnvoll. "Das ist eine vergangene Ära. Die russische Marine braucht keine klassischen Flugzeugträger mehr", wird der ehemalige Kommandeur der Pazifikflotte, Sergej Awakjanz, von Iswestija zitiert.

Andere Analysten wie Ilja Kramnik vom Institut für Weltwirtschaft und internationale Beziehungen sehen dagegen weiterhin einen Bedarf an Mitteln zur Luftunterstützung über große Entfernungen. Ein neues, unter Berücksichtigung der gesammelten Erfahrungen gebautes Schiff solle die Kusnezow ersetzen.

Mehrere Pannen und hohe Reparaturkosten

Während der Reparatur war die "Admiral Kusnezow" immer wieder Gegenstand aufsehenerregender Zwischenfälle. 2018 wurde sie beschädigt, als das Schwimmdock, in dem sie saß, sank. 2019 brach an Bord ein Großbrand aus. 2021 wurde der Direktor einer der Schiffsreparaturwerften in der Region Murmansk wegen des Verdachts der Veruntreuung von Geldern verhaftet, die für die Reparatur des Schiffs vorgesehen waren.

Insgesamt sollten Berichten zufolge rund 60 Milliarden Rubel in die Instandsetzung der "Admiral Kusnezow" fließen, zuzüglich 70 Millionen Rubel für die Beseitigung der Schäden durch den Unfall im Schwimmdock im Oktober 2018.

Vor einem Jahr meldete der FSB einen vereitelten Anschlag auf den Flugzeugträger. Demnach soll der ukrainische Geheimdienst im März 2024 einen auf dem Schiff dienenden russischen Soldaten kontaktiert und zu einer Explosion zu überreden versucht haben. Der Soldat habe den Kontakt jedoch selbst gemeldet.

Der Ukraine-Krieg entscheidet über die Zukunft des Trägers

Ob die "Admiral Kusnezow" nun endgültig verschrottet wird, dürfte auch vom weiteren Verlauf des Krieges in der Ukraine abhängen. Dieser kostet Russland Milliarden und ein Flugzeugträger ist in diesem Land- und Luftkrieg kein adäquates militärisches Mittel.

Laut der russischen Militärplanung bis 2030 soll es eigentlich je einen Flugzeugträger für die Nordost- und die Pazifikflotte geben. Doch auch wenn die "Kusnezow" noch repariert würde, bliebe kaum Zeit, in den nächsten fünf Jahren einen weiteren Flugzeugträger zu bauen.

Die Zukunft könnte eher in Landungsschiffen liegen, auf deren Decks auch Hubschrauber stationiert werden können. Russland arbeitet derzeit auf der Krim am Projekt 23900, einem Amphibienschiff mit besonders großem Deck. Es soll in der Lage sein, sechs Landungsboote auszusetzen, um etwa 75 gepanzerte Fahrzeuge, 900 Soldaten und Unterstützungsausrüstung während einer Operation an Land zu bringen.