Patriot-Lieferungen an Ukraine: Trump will Europa die Rechnung schicken

Zwei Patriot-Systeme in Litauen

Zwei Patriot-Systeme in Litauen

(Bild: Karolis Kavolelis/Shutterstock.com)

US-Präsident will Kiew mit Flugabwehrraketen unterstützen – Finanzierung soll EU übernehmen. US-Gesandter Kellogg zu Gesprächen in Kiew eingetroffen.

US-Präsident Donald Trump hat die Lieferung von Patriot-Flugabwehrraketen an die Ukraine angekündigt. "Wir werden ihnen Patriots schicken, die sie dringend brauchen", sagte Trump am Sonntag vor Reportern auf dem Luftwaffenstützpunkt Andrews bei Washington. Wie viele Systeme die USA liefern werden, ließ der Präsident offen.

USA liefert, EU bezahlt

Die Kosten für die Waffenlieferung sollen laut Trump vollständig von der Europäischen Union übernommen werden. "Wir werden ihnen im Grunde genommen verschiedene Teile hochentwickelter Militärausrüstung schicken und sie werden uns dafür 100 Prozent bezahlen", erklärte der US-Präsident.

Die Menschen in der Ukraine bräuchten den Schutz der Patriots gegen die russischen Angriffe. Trump kündigte zudem an, in dieser Woche mit Nato-Generalsekretär Mark Rutte unter anderem über die Lage in der Ukraine zu sprechen. Auch US-Verteidigungsminister Pete Hegseth will in Washington mit seinem deutschen Amtskollegen Boris Pistorius über die weitere Unterstützung für Kiew beraten.

Nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters ist zudem Trumps Ukraine-Beauftragter Keith Kellogg zu Gesprächen in Kiew eingetroffen. Dabei soll es um Sicherheitsfragen und Sanktionen gegen Russland gehen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, der mit Kellogg zusammentreffen will, sagte gegenüber dem Deutschlandfunk, er erwarte "positive Veränderungen" mit Blick auf die Interessen seines Landes.

Abkehr von bisheriger Haltung

Trumps Ankündigung stellt eine deutliche Abkehr von seiner bisherigen Haltung dar. Wie das US-Nachrichtenportal Axios unter Berufung auf zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen berichtet, will der Präsident einen neuen Plan vorstellen, um die Ukraine auch mit Offensivwaffen auszurüsten.

Noch vor kurzem hatte Trump die US-Waffenlieferungen an Kiew ausgesetzt, dann aber wieder einen Rückzieher gemacht. Die jüngsten Schritte unterstreichen Trumps wachsende Unzufriedenheit mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin angesichts der ausbleibenden Fortschritte bei den US-geführten Bemühungen um einen Waffenstillstand in dem seit über drei Jahren andauernden Krieg.

Ukraine fordert mehr Unterstützung

Die Ukraine hat die USA gebeten, weitere Patriot-Raketen und -Systeme zu liefern, die sie als entscheidend für die Verteidigung ihrer Städte gegen die russischen Luftangriffe ansieht. Seit Monatsbeginn hat Russland die Intensität seiner Angriffe nochmals erhöht. Am 4. Juli sprach Selenskyj von den bisher heftigsten Attacken seit Kriegsbeginn.

Rund 540 Drohnen setzte das russische Militär demnach ein. Seitdem folgten mehrere Angriffswellen mit Hunderten Drohnen. Über das Wochenende gab es wieder mehrere Tote und mehr als zehn Verletzte.

Bei den von Trump erwähnten Patriots könnte es sich um jene Systeme handeln, die bereits vergangene Woche bei der Wiederaufbaukonferenz in Rom thematisiert wurden. Bundeskanzler Friedrich Merz hatte dort erstmals öffentlich erklärt, den USA Patriot-Flugabwehrsysteme abzukaufen, um sie in die Ukraine zu schicken. Bislang hat Kiew aus Deutschland drei Patriot-Systeme aus Bundeswehr-Beständen erhalten.

Weit entfernt von Wahlkampfversprechen

Die USA zählen zu den größten Unterstützern der Ukraine. Auch unter Trump blieben sie wichtigster Waffenlieferant, nachdem bereits sein Vorgänger Joe Biden Kiew massiv unterstützt hatte. Nach Trumps Wiedereinzug ins Weiße Haus im Januar hatten sich die USA aber Russland angenähert, unter anderem durch direkte Gespräche zwischen Vertretern beider Länder. Im Wahlkampf hatte Trump noch versprochen, den Krieg sofort nach seinem Amtsantritt zu beenden.

Seitdem sind fünf Monate vergangen, ohne dass ein Ende der Kämpfe in Sicht wäre. Stattdessen tobt der Krieg mit unverminderter Härte weiter. Russland hält rund ein Fünftel der Ukraine besetzt, rückt im Osten weiter vor und zeigt keine Anzeichen, seine Hauptkriegsziele aufzugeben.

Putin erklärte am 3. Juli in einem Telefonat mit Trump zwar, dass Moskau ein verhandeltes Kriegsende anstrebe, von seinen ursprünglichen Zielen aber nicht abrücken werde, wie ein Kreml-Berater mitteilte.

Vor einem Jahr sei Putin noch zu einem Waffenstillstand bereit gewesen, der die damaligen Frontlinien anerkannt hätte, berichtete Reuters. Bei Gesprächen im vergangenen Monat stellte Russland jedoch harte Friedensbedingungen: Die Ukraine solle große Teile ihres Territoriums aufgeben und einer Begrenzung ihrer Streitkräfte zustimmen.