Maul- und Klauenseuche in Deutschland: Was Sie jetzt wissen müssen

Sicherheitsmaßnahmen in einem landwirtschaftlichen Betrie. Bild: ME Image/ Shutterstock.com
Tierseuche nach über 30 Jahren zurück in Deutschland. Brandenburg ergreift rigide Schutzmaßnahmen. Verbraucher könnten das bald an der Kasse merken.
Nach über 30 Jahren ist die hochansteckende Tierseuche Maul- und Klauenseuche (MKS) wieder in Deutschland aufgetreten. Wie das brandenburgische Landwirtschaftsministerium am Freitag mitteilte, wurde die Krankheit bei Wasserbüffeln in einem Betrieb im Landkreis Märkisch-Oderland nachgewiesen. Drei Tiere waren am Donnerstag auf der Weide verendet. Tests durch das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) bestätigten den Verdacht.
Die restlichen elf Büffel des Bestandes mussten vorsorglich getötet werden, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern. Auch eine zweite Herde des betroffenen Betriebs steht unter Beobachtung. Um den Hof wurde ein drei Kilometer großer Sperrbezirk sowie eine zehn Kilometer große Überwachungszone eingerichtet, die bis nach Berlin reichen.
Der Berliner Tierpark, der nur zehn Kilometer entfernt liegt, wurde sicherheitshalber für Besucher geschlossen. Auch der benachbarte Landkreis Barnim hat Präventivmaßnahmen ergriffen. "Die Gefahr einer Ausbreitung im gesamten Kreisgebiet ist sehr hoch", so die Kreisverwaltung.
Landwirtschaftsministerin Hanka Mittelstädt (SPD) erließ per Eilverordnung ein 72-stündiges Transportverbot für Rinder, Schweine, Schafe, Ziegen und Kamele im ganzen Bundesland. Ein Krisenstab sowie eine Taskforce mit Experten des FLI sind vor Ort im Einsatz, um Ursachen und mögliche weitere Infektionen zu ermitteln.
Auch Bundestag befasst sich mit dem MKS-Ausbruch
"Wir arbeiten mit Hochdruck daran, die Seuche einzudämmen", sagte Landrat Gernot Schmidt (SPD). Auch der Bundestag wird sich in einer Sondersitzung am Mittwoch mit dem MKS-Ausbruch befassen. "Es ist wichtig, hier zeitnah alles Notwendige zu tun", so die Grünen-Abgeordnete Renate Künast.
Was bedeutet die Rückkehr der Seuche für Verbraucher und die Wirtschaft? Die wichtigsten Fragen und Antworten:
Ist die Maul- und Klauenseuche für Menschen gefährlich?
Nein, für den Menschen besteht keine Gesundheitsgefahr durch die MKS. Das hochansteckende Virus befällt nur Paarhufer wie Rinder, Schweine, Schafe und Ziegen. Eine Übertragung auf den Menschen über Lebensmittel oder direkten Kontakt ist extrem unwahrscheinlich. Selbst bei engem Kontakt zu infizierten Tieren haben sich in der Vergangenheit nur sehr wenige Menschen angesteckt, meist ohne Symptome.
Auch von Milch und Fleisch geht bei den in Deutschland üblichen hohen Hygienestandards keine Gefahr aus. Dennoch sollten Verbraucher derzeit auf Nummer sicher gehen und tierische Produkte vor dem Verzehr gründlich erhitzen. Vorbeugend rät das Bundeslandwirtschaftsministerium zudem, Ausflüge in ländliche Regionen zu meiden und keinesfalls Ställe oder Weiden zu betreten.
Welche wirtschaftlichen Auswirkungen hat die Tierseuche?
Für die Landwirtschaft und Lebensmittelindustrie kann eine MKS-Epidemie katastrophale Folgen haben. Befallene Bestände müssen vollständig gekeult werden. Fleisch, Milch und andere Produkte unterliegen strikten Handelssperren. Allein durch Milchkühe-Verluste gingen 1988 in Deutschland über 1,5 Milliarden D-Mark verloren.
Die jetzt betroffene Wasserbüffel-Herde ist zwar vergleichsweise klein, doch ein Übergreifen auf Rinder und Schweine hätte massive Schäden zur Folge. "Die Seuche kann sich explosionsartig ausbreiten und ganze Regionen lahmlegen", warnt Bauernpräsident Joachim Rukwied. Schon jetzt rechnen Experten mit Verlusten von mehreren Millionen Euro für Erzeuger und verarbeitende Betriebe.
Was Verbraucher nun erwartet
Das hängt vom weiteren Verlauf des Ausbruchs ab. Bleibt es bei Einzelfällen, dürften sich die Folgen für Verbraucher in Grenzen halten. Breitet sich die MKS jedoch stark aus und erfasst größere Rinderbestände, könnte es regional zu Versorgungsengpässen und spürbaren Preisanstiegen kommen – vorwiegend bei Frischmilch, Käse und Rindfleisch.
1988 führten Exportverbote und reduzierte Schlachtzahlen zeitweise zu einem Anstieg der Rindfleischpreise um bis zu 20 Prozent. Auch 2001, als in Großbritannien über vier Millionen Tiere wegen MKS getötet wurden, explodierten EU-weit die Preise für Schweine- und Lammfleisch. Die aktuell ohnehin angespannte Lage auf den Agrarmärkten würde sich dadurch weiter verschärfen.
Brandenburgs Landwirtschaftsministerin Mittelstädt rief dennoch zur Besonnenheit auf: "Wir tun alles, um den Seuchenherd schnell einzudämmen. Die Lebensmittelversorgung in Deutschland ist nicht gefährdet."