Den Nobelpreis für Trump!

Vertriebene Menschen im Süden von Gaze im März 2024. Foto: Anas-Mohammed, shutterstock
Und wann werden sie dem rechtsradikalen israelischen Siedlungsminister Bezalel Smotrich ein Denkmal in Gaza errichten? Ein Kommentar.
Jetzt mal im Ernst: Wenn Tony Blair — der Mann, der die Lüge über die Massenvernichtungswaffen des Irak erfand, das Land zerstörte, den Tod von Hunderttausenden verursachte und das Vakuum schuf, das den IS hervorbrachte — jetzt zurückkehrt, um Gaza wieder aufzubauen, warum dann nicht auch Smotrich?
Und wenn Hussein al-Sharaa — der ehemalige Kommandeur des IS — plötzlich in die Kameras lächelt und bereit ist, sich mit Israel und den USA zu treffen (wo seine al-Nusra Front bis vor kurzem noch als Terrororganisation galt), dann ist alles erlaubt. Und wenn das der Fall ist, warum nicht? Gebt Trump einen Nobelpreis!
Ich habe keine Ahnung, was die Gespräche in Katar über einen Waffenstillstand oder Frieden bringen werden oder was das Abkommen selbst bringen wird — wenn es denn zustande kommt.
Es geht nicht um Gerechtigkeit
Aber eines steht fest: Es geht nicht um Gerechtigkeit. Es geht darum, das palästinensische Volk weiter aufzuspalten, damit es von Freiheit und Würde nicht einmal mehr träumen kann. Es geht darum, Israels Status als Herrscher über den Nahen Osten zu sichern.
Dieser sogenannte „Frieden“, von dem jetzt die Rede ist, wird nicht aus gegenseitigem Verständnis oder historischer Gerechtigkeit geboren. Er wird in Konferenzräumen geboren, in denen arabische Nationen wie ingenieurstechnische Projekte behandelt werden und in denen Menschen nur als Hintergrundrauschen vorkommen. In diesem „Frieden“ bedeutet „Rehabilitierung des Gazastreifens“, ihn weiter kaputtzumachen, aber unter Kontrolle zu halten.
„Frieden“ bedeutet dann auch, verschiedene Arten von Al Quaida-Terrorgruppen in das regionale System einzubinden, nur um ruhige Grenzen für Israel und einen reibungslosen Ölfluss in den Westen zu gewährleisten.
Dennoch, irgendwie unterstütze ich ein Abkommen
Und dennoch, irgendwie, unterstütze ich ein Abkommen. Ich unterstütze, dass Gaza – und nicht nur für eine Stunde – aufhört zu bluten. Ich unterstütze die Freilassung von Gefangenen und Geiseln. Ich unterstütze, dass unsere Kinder schlafen können, ohne bei jedem Geräusch zusammenzuzucken. Ich unterstütze den Wiederaufbau. Ich unterstütze das Ende des ewigen Terrorkreislaufs.
Und ich hoffe, dass das Abkommen zumindest das Ausbluten stoppt. Aber ich weiß, dass Israels erste Bedingung lautet, die Unterdrückung zu bewahren. Ein Abkommen also, in dem die Palästinenser weiterhin als „das Problem“ bezeichnet werden.
Ein Abkommen, das besagt, dass der Gazastreifen in den Zustand von 2023 zurückversetzt wird - was bedeutet, dass er von katastrophal auf einfach nur schrecklich reduziert wird. Wer hätte gedacht, dass der Gazastreifen vor 2023 ein Ort sein würde, an den man gerne zurückkehren würde?
Gaza, das immer noch belagert wird, wo alles - Fisch, Schokolade, Sauerstoff - von der israelischen Erlaubnis abhängt. Israel: jetzt wieder der moderne, nicht barbarische Staat, der in diesem Krieg mindestens Zehntausende von Toten zu verantworten hat.
Aspirin statt Wurzelbehandlung
Ein solches Abkommen wäre bestenfalls ein Aspirin. Allerdings bevorzuge ich eine Wurzelbehandlung: Ein Abkommen, das das Recht auf gleiches Leben anerkennt — ohne Vorherrschaft und Überlegenheit.
Tag für Tag, während der weiße, christliche Westen mobil macht, um Israels Sicherheit und Vorherrschaft um jeden Preis zu bewahren, verliert die Behauptung an Glaubwürdigkeit, Israel sei zum Schutz der Juden oder als Ausgleich für den westlichen Antisemitismus gegründet worden.
Das ist die verstörendste Ironie unserer Zeit: Dass man gleichzeitig antisemitisch und pro-israelisch sein kann. Wer hätte geglaubt, dass dieselben Länder, die einst die Juden gejagt, abgeschlachtet und vertrieben haben, sie jetzt bewaffnen, um andere Völker zu bombardieren, vertreiben und abzuschlachten?
Es wird immer deutlicher: Israel wurde als westlicher Außenposten geschaffen, um ständiges Chaos zu verursachen und einen Krieg nach dem anderen aus immer neuen Gründen zu beginnen — alles, um den Nahen Osten in Unordnung zu halten und das Öl und Gas ohne Widerstand fließen zu lassen.
Gerechtigkeit? Frieden? Nur Worte für schöne Reden auf dem Rasen, während all das weitergeht. Die Mobilisierung des Westens zeigt, dass Israel hier letztlich eine koloniale Rolle spielt.
Israel spielt letztlich eine koloniale Rolle
Wer wird das letzte Wort am Entscheidungstisch haben - Trump? Bibi? Saudi-Arabien? Offen gestanden, spielt das kaum eine Rolle. Auf jedem Fall werden die Palästinenser mit an diesem Tisch sitzen — aber als Mahlzeit.
Man wird sich gegenseitig Orden und Preise verleihen, sich gegenseitig Statuen errichten. Man wird miteinander beschließen, wer gerade Terrorist und wer gerade Partner ist — auf der Grundlage des Kalküls, das gerade am besten passt.
Und wir, die Palästinenser, werden auf den Tag warten, an dem sie anfangen, Oscars an die Statisten zu verteilen. Aber im Moment sind die Einzigen, die keine Bühne bekommen, um ihre Position zu vertreten, die Menschen, deren Leben und Überleben im Mittelpunkt der Krise steht.
Tamer Nafar ist ein palästinensischer Rapper, Schauspieler, Drehbuchautor und Aktivist mit israelischer Staatsbürgerschaft. Nafar wuchs in ärmlichen Verhältnissen in Lod auf, einer arabisch-israelischen Stadt in Israel, die unter Drogenschmuggel und Kriminalität leidet.
2016 spielte Nafar als Hauptdarsteller in dem halb-autobiografischen Spielfilm Junction 48, der bei den Internationalen Filmfestspielen Berlin mit dem Publikumspreis ausgezeichnet wurde. Tamer Nafar ist außer auf YouTube auch auf Instagram, Facebook und Spotify zu finden.