Cyberattacke trifft russische Militärdrohnen, während DJI in den USA unter Druck gerät

Drohne des chinesischen Herstellers DJI
(Bild: S.Galindo/Shutterstock.com )
Hacker legen Software für Drohnenumrüstung lahm. Unterdessen schränken die USA den Verkauf der Drohnen des chinesischen Herstellers ein.
Unbekannte Cyberkriminelle haben Berichten zufolge die Infrastruktur russischer Entwickler angegriffen, die eine spezielle Firmware zur Umrüstung ziviler Drohnen für den militärischen Einsatz in der Ukraine bereitstellen.
Der Angriff legte das Verteilsystem für die Software lahm, wie das Portal The Record berichtet hat. Laut einer Mitteilung auf dem Telegram-Kanal "Russian Hackers – To the Front" drangen die Angreifer in Server ein, die für die Auslieferung der Firmware zuständig sind.
Dabei wurden falsche Meldungen auf Bedienterminals angezeigt und das System anschließend deaktiviert. Die Entwickler erklärten, die Firmware selbst sei nicht kompromittiert worden. Drohnenbetreiber wurden dennoch vorsorglich aufgefordert, ihre Terminals zu trennen.
Firmwareupdate macht zivile Drohne kriegstauglich
Die Firmware, die zur Modifizierung bestimmter Drohnenmodelle des chinesischen Herstellers DJI verwendet wird, ist nicht öffentlich verfügbar. Sie wird über ein Netzwerk von Drohnen-Servicezentren verteilt, die mit vorkonfigurierten Laptops, sogenannten "Terminals", ausgestattet sind.
Diese erhalten Updates von einem Remote-Server, der offenbar das Ziel der Angreifer war, wie der unabhängige russische Cybersicherheitsexperte Oleg Shakirov auf Telegram erklärte. "Bisher hat sich niemand zu dem Angriff bekannt, aber es ist klar, dass die Täter genau wussten, was sie taten – das Ziel war hochspezialisiert", sagte er.
Laut den Entwicklern waren bis März rund 200.000 Drohnen mit der betroffenen Firmware aktualisiert worden. Die modifizierte Firmware entfernt herstellerseitige Flugbeschränkungen, verbessert die Resistenz gegen GPS-Spoofing und ermöglicht den Einsatz von Hochleistungsakkus.
Damit werden die Drohnen für militärische Missionen geeigneter. Das Ausmaß der Auswirkungen des Cyberangriffs ist noch unklar. Ohne funktionierende Terminals können die Drohnen nicht mit der Firmware neu programmiert werden, was Russlands Fähigkeit einschränken könnte, modifizierte Drohnen auf dem Schlachtfeld einzusetzen, so Shakirov.
Sowohl Russland als auch die Ukraine setzen trotz der öffentlichen Haltung des chinesischen Herstellers DJI gegen eine militärische Nutzung und seiner Entscheidung, den Verkauf an beide Länder einzustellen, Drohnen des Unternehmens im Kampf ein. Die Drohnen werden typischerweise über Dritte beschafft und umprogrammiert, um Beschränkungen zu umgehen.
US-Maßnahmen gegen DJI zeigen Wirkung
Unterdessen wollen die USA die Produkte des Herstellers ihrer Bevölkerung künftig nicht mehr zugänglich machen. Dank neuer regulatorischer Maßnahmen leeren sich die Verkaufsregale mit DJI-Drohnen. Eine der neuesten Drohnen, die Mavic 4 Pro, bietet das Unternehmen auf dem US-Markt gar nicht erst an.
DJI-Drohnen haben in den USA einen Marktanteil von etwa 85 Prozent. Sie werden von Hobbypiloten bis hin zu Behörden gleichermaßen genutzt, da sie technisch auf dem neuesten Stand, robust und vergleichsweise günstig sind.
Die US-Regierung hat jedoch in den letzten Jahren versucht, den Einsatz von DJI-Drohnen stark einzuschränken. Begründung: Die von den Drohnen aufgezeichneten Flugdaten und -aufnahmen könnten von DJI an die chinesische Regierung weitergegeben und dann von Geheimdiensten ausgewertet werden.
Das würde die nationale Sicherheit der USA beeinträchtigen. DJI hat das bestritten und seinerseits Funktionen wie den Local Data Mode eingebaut sowie Kompatibilität zu Software von Drittanbietern hergestellt, um den US-Vorwürfen keinen Raum zu geben – allerdings ohne wirksamen Erfolg.
Droht generell ein Drohnen-Aus?
Wer jetzt fürchtet, dass der zunehmende Drohnenkrieg und Cybersicherhsitsbedenken zu einem generellen Verbot ziviler Drohnen führen könnte, der sei beruhigt: Bislang gibt es in Deutschland und Europa keine Vorstöße in diese Richtung.
Auch Verbote der beliebten DJI-Drohnen sind in Deutschland bislang nicht diskutiert worden. Mit der EU-Drohnenverordnung von 2021, die zuletzt vergangenes Jahr aktualisiert wurde, gilt ein rechtlicher Rahmen, der die zivile Nutzung von Drohnen regelt.
Für viele leistungsfähige Modelle ist ein kleiner Drohnenführerschein notwendig, der per Online-Kurs für kleines Geld gemacht werden kann.
Die Spitzenklasse-Modelle, mit denen auch Filmteams arbeiten, verlangen teilweise den "großen" Drohnenführerschein, der ebenfalls für Privatpersonen offensteht. Flankiert wird die Lizenz mit entsprechenden Rahmengesetzen wie Flugverbotszonen. Teilweise nutzen Länder auch anlassbezogene Verbote, um Terrorismusgefahren zu minimieren.