Gegenentwurf zum "Palast der Republik": Berliner ICC öffnet seine Tore für Besucher

Das ICC wurde 1979 als Antwort auf den "Palast der Republik" errichtet
(Bild: Renisons/Shutterstock.com )
Nach elf Jahren öffnet das ICC Berlin bald für 49 Stunden seine Tore. Interessierte können das futuristische Gebäude vom 12. bis 14. September besichtigen.
Das stillgelegte Internationale Congress Centrum (ICC) Berlin wird vom 12. bis zum 14. September für die Öffentlichkeit zugänglich sein. Das teilte die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe am Dienstag mit.
Bei der Aktion "49h ICC" haben Interessierte und Architektur-Fans dann die Möglichkeit, sich ein Bild vom aktuellen Zustand des futuristischen Gebäudes zu machen, das auch "Raumschiff" genannt wird. Zuletzt war das ICC 2023 für 48 Stunden geöffnet, rund 30.000 Besucher kamen damals.
Kostenfreie Besichtigung, kostenpflichtiges Programm
Der Eintritt ist kostenlos, jedoch müssen zuvor Zeitfenstertickets für die Besichtigung gebucht werden. Diese sind ab Mittwoch, den 16. Juli, um 10 Uhr online auf der Webseite von Visit Berlin erhältlich, solange Plätze verfügbar sind.
Ergänzt wird die Besichtigung durch ein umfangreiches, kostenpflichtiges Rahmenprogramm. Dazu gehören Foto- und Architekturrundgänge, Zeitzeugengespräche, Ausstellungen sowie Yoga-Sessions, Lichtschwert-Workshops und Showkämpfe.
Erstmals soll auch der Saal 2 für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden – der zweitgrößte Veranstaltungssaal des Hauses war bislang verschlossen. Ebenso steht die Dachterrasse des denkmalgeschützten Gebäudes den Besuchern offen.
Westberliner Gegenstück zum "Palast der Republik"
Errichtet wurde das Gebäude nach vier Jahren Bauzeit im Jahr 1979 als Westberliner Gegenstück zum "Palast der Republik" in der damaligen DDR-Hauptstadt, der 1976 eingeweiht wurde.
Der "Palast"-Architekt Wolf-Rüdiger Eisentraut beschrieb das ICC in einem Interview mit der Berliner Zeitung als "introvertierten, in sich geschlossener Kasten" im Kontrast zum offenen Konzept des Palastes, der mit seinen lichtdurchfluteten Foyers und Sälen als Begnungszentrum konzipiert worden sei.
Während der "Palast der Republik" der architektonischen Kahlschlagpolitik der Nachwendezeit zum Opfer fiel, steht das ICC seit 2019 unter Denkmalschutz.
Zukunft des ICC weiter ungewiss
Wie es langfristig mit dem ICC weitergeht, ist jedoch ungewiss. Seit der Schließung im Jahr 2014 liegt das ICC weitgehend ungenutzt im Dornröschenschlaf. Nach einer kurzzeitigen Nutzung als Flüchtlingsunterkunft und Impfzentrum gab es 2021 und 2022 kurzzeitig Kulturveranstaltungen in dem Gebäude.
Berlin hat im November 2024 ein internationales Konzeptverfahren zur künftigen Nutzung gestartet. Gesucht werden tragfähige Ideen für das denkmalgeschützte Bauwerk, wobei Sanierung und Betrieb vollständig privat finanziert werden sollen - öffentliche Zuschüsse sind ausgeschlossen. Konkrete Pläne liegen bislang nicht vor.
Bevor im September die Tore für die breite Öffentlichkeit geöffnet werden, findet am 11. und 12. September noch die Design-Fachkonferenz "Form/Future" im ICC statt. Dabei diskutieren Expertinnen und Experten aus dem In- und Ausland, wie Transformationsprozesse durch Design gestaltet werden können.