300 Gigabyte Epstein-Beweise – und keine Kundenliste?

Auf dieser mittlerweile von einem anderen Milliardär erworbenen Insel hat Epstein seine Gäste empfangen
(Bild: zelvan/Shutterstock.com)
Ermittler finden keine Beweise für "Kundenliste" oder Erpressung. Ex-CIA-Agent behauptet im TV, Akten seien zerstört worden. Maga-Influencer kritisieren Behörden.
Im Fall des 2019 verstorbenen Sexualstraftäters Jeffrey Epstein hat ein gemeinsames Memo des US-Justizministeriums und der Bundespolizei FBI für Aufsehen gesorgt. Demnach konnten keine juristisch verwertbaren Daten zu Epsteins Kundenbeziehungen sichergestellt werden.
Keine Kundenliste gefunden
Laut dem Memo fanden die Ermittler "keine belastende 'Kundenliste'", mit der Epstein angeblich prominente Persönlichkeiten erpresst haben soll. Es gebe auch keine glaubwürdigen Hinweise darauf, dass Epstein Prominente mit der Veröffentlichung von Missbrauchsvorwürfen unter Druck gesetzt habe.
Die Untersuchung habe zudem keine Beweise erbracht, die eine Strafverfolgung gegen bislang nicht angeklagte Dritte rechtfertigten, heißt es in dem Schreiben. Dem zweiseitigen, undatierten und nicht unterzeichneten Memo zufolge verfügen die Behörden über rund 300 Gigabyte an Beweismaterial gegen Epstein.
Ein Großteil davon werde jedoch niemals veröffentlicht, da es Informationen zur Identifizierung von Opfern von Menschenhandel oder Kindesmissbrauch enthalte. Wäre es zu einem Prozess gegen Epstein gekommen, wäre nur ein Bruchteil des Materials öffentlich geworden, so das Memo.
Kritik vom Maga-Lager
Die Erkenntnisse der Behörden haben in rechten Kreisen, die häufig mit Ex-Präsident Donald Trump sympathisieren, für Empörung gesorgt. Einige Influencer werfen der Regierung vor, einen mächtigen Pädophilenring zu schützen.
"In diesem Kontext scheint das ein unverzeihliches Verhalten", kommentierte die konservative Influencerin Liz Wheeler die Memo-Veröffentlichung. Alex Jones von Infowars schrieb auf der Plattform X, als Nächstes werde das Justizministerium "behaupten, Epstein habe nie existiert".
Das Justizministerium hatte im Februar versucht, die Forderungen rechter Influencer nach neuen Informationen zu Epstein mit Aktenordnern zu befriedigen, die jedoch kaum neue Erkenntnisse enthielten.
Wie die New York Times berichtet, vertreten einige Influencer die These, dass viele Beweise bereits unter der Biden-Administration vernichtet worden seien. Belege konnten sie dafür nicht vorlegen, jedoch hätten sich laut Ermittlerin Pam Bondi die allermeisten als Beweismaterial sichergestellten Videos als von Epstein heruntergeladene Kinderpornos herausgestellt.
Ex-CIA-Agent widerspricht offizieller Darstellung
Unterdessen sorgte der ehemalige CIA-Agent John Kiriakou mit Äußerungen in einer Sendung des konservativen Senders Fox News für Aufsehen. Kiriakou widersprach den Darstellungen der Behörden und behauptete, der sogenannte "Deep State" – ein angebliches Netzwerk im Hintergrund agierender Eliten – habe Epsteins Akten verschwinden lassen.
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"Ich denke, dass die Schicht unter ihnen, die Teil dessen ist, was wir gerne den 'Deep State' nennen, diesen Stier bei den Hörnern gepackt und wahrscheinlich Informationen zerstört hat", sagte Kiriakou.
Bereits vor einem Jahr zeigte sich Kiriakou gegenüber Fox News erstaunt darüber, dass die Fluglogbücher Epsteins nicht veröffentlicht wurden. Es hätte dazu nur "einer Unterschrift" bedurft, so der ehemalige Agent.
Spekulationen dürften weitergehen
Epstein war im August 2019 tot in seiner New Yorker Gefängniszelle gefunden worden. Dem Investmentbanker wurde vorgeworfen, über Jahre hinweg Minderjährige auf der Insel Little St. James missbraucht und seine Kontakte zu Prominenten wie dem britischen Prinzen Andrew für deren Rekrutierung genutzt zu haben. Zahlreiche Prominente haben Epsteins Insel besucht um dessen "Dienste" in Anspruch zu nehmen – nur wer genau, ist bis heute unklar.
Seine Komplizin Ghislaine Maxwell wurde im Dezember 2021 in mehreren Punkten schuldig gesprochen und zu 20 Jahren Haft verurteilt. Erst im Juni hatte Tech-Milliardär Elon Musk mit einem mittlerweile gelöschten X-Post für Schlagzeilen gesorgt, in dem er Präsident Trump vorwarf, in unter Verschluss gehaltenen Epstein-Akten vorzukommen.
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Belege für seine Behauptung legte Musk nicht vor. In freigegebenen Dokumenten zur Epstein-Affäre tauchte auch der Name Trump auf, ein Fehlverhalten wurde dem amtierenden Präsidenten allerdings nicht vorgeworfen. Mit der Veröffentlichung des Memos dürften die Spekulationen um den Fall Epstein kaum verstummen.
Zu viele Fragen bleiben auch vier Jahre nach seinem Tod unbeantwortet. Fest steht: Die Ermittlungen haben laut Memo bewiesen, dass Epstein mehr als eintausend Opfern Schaden zugefügt hat. Wer außer seiner Komplizin Maxwell in das Missbrauchssystem verwickelt war, liegt weiter im Dunkeln.