12 Euro die Stunde für Hollywood-Glamour: Lohnt sich das Hunger-Games-Casting?

Mädchen hatten drei Finger nach oben

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Agentur sucht 4.000 Komparsen für den neuen Film. Gedreht wird ab Ende August in Köln und Duisburg. Doch der Job hat einen bitteren Beigeschmack.

Die Filmwelt fiebert dem neuesten Teil der "Tribute von Panem"-Saga entgegen: "The Hunger Games: Sunrise on the Reaping" soll die Vorgeschichte der beliebten Reihe erzählen. Und wer jetzt von einem Auftritt an der Seite von Hollywood-Größen wie Glenn Close, Kieran Culkin oder Elle Fanning träumt, hat bis zum 17. September die Chance, sich als Komparse zu bewerben.

4.000 Statisten in Köln und Duisburg gesucht

Insgesamt 4.000 Komparsen sucht die Casting-Agentur Eick & Weber für die Dreharbeiten, die voraussichtlich von Ende August bis Anfang Oktober im Raum Köln und Duisburg stattfinden werden. Das Besondere: Bewerben kann sich jeder, vom Baby bis zum Best Ager, unabhängig von Herkunft oder Geschlecht.


Einzige Voraussetzung ist, dass man sich unter https://casting-panem.de registriert und zwei aktuelle Fotos hochlädt. Der Casting-Aufruf richtet sich zwar an alle Altersgruppen, besonders gefragt sind aber Kinder und Jugendliche bis 22 Jahre.

Vom Look her möglichst nah an den Tributen

Wer die Atmosphäre und Ästhetik der "Tribute von Panem"-Filme kennt, weiß, auf welche optischen Merkmale die Casting-Verantwortlichen besonderen Wert legen. Die Statisten sollen möglichst authentisch die oft unterernährten, hart arbeitenden Bewohner der verarmten Distrikte verkörpern.

Dazu passen vor allem sehr schlanke und dünne Körpertypen. Piercings, Tattoos oder gefärbte Haare sind dagegen eher hinderlich. Ausdrücklich erwünscht sind laut Casting-Agentur sogar Narben oder Amputationen.

Für bestimmte Szenen werden außerdem Menschen mit asiatischen Wurzeln, Kampfsporterfahrung oder militärischer Grundausbildung gesucht. Und auch der jüngste Nachwuchs hat die Chance auf eine frühe Filmkarriere, denn selbst Babys sollen zum Einsatz kommen.

Vertragliche Fallstricke und Arbeitsbedingungen beachten

So verlockend die Aussicht auf eine Komparsenrolle in einem Blockbuster auch sein mag, sollten sich Interessierte der vertraglichen Bedingungen bewusst sein. Vor Drehbeginn muss in der Regel ein Vertrag unterzeichnet werden, der Details wie Arbeitszeiten, Vergütung und insbesondere die Abtretung der Bildrechte an die Produktion regelt. Ohne diese Rechteübertragung wäre eine spätere Veröffentlichung des Films nämlich ausgeschlossen.

Komparsen müssen sich zudem auf lange, oft unregelmäßige Arbeitstage von acht bis zehn Stunden einstellen, inklusive Wartezeiten. Bezahlt wird meist auf Mindestlohn-Basis (zwölf Euro pro Stunde) oder mit Tagespauschalen zwischen 100 und 130 Euro. Zuschläge für Überstunden oder Nachtarbeit sind nicht garantiert. Immerhin: In der Regel gelten Komparsen als regulär Beschäftigte und sind somit sozialversichert. Außerdem haben sie Anspruch auf Pausen und sichere Arbeitsbedingungen.

Gewerkschaften als starke Partner der Komparsen

Wer sich als Komparse womöglich unfair behandelt fühlt, findet Rückhalt bei Gewerkschaften wie ver.di oder dem Bundesverband Schauspiel. Sie setzen sich für die Interessen der Filmschaffenden ein und verhandeln Tarifverträge, in denen Mindeststandards für Gagen und Arbeitszeiten festgeschrieben sind. Mitglieder können im Streitfall auch mit Rechtsschutz rechnen. Gerade angesichts neuer Herausforderungen wie dem Einsatz Künstlicher Intelligenz am Set ist eine starke gewerkschaftliche Vertretung wichtiger denn je.

Casting regional begrenzt – Anreise in Eigenregie

Um die Produktionsabläufe zu erleichtern, konzentriert sich die Suche nach Statisten auf die Umgebung der geplanten Drehorte Köln und Duisburg. Genaue Locations erfahren die ausgewählten Komparsen später. Eines ist aber jetzt schon klar: In den meisten Fällen müssen die Komparsen die Anreise selbst organisieren und auch die Fahrtkosten vorstrecken. Nur in Ausnahmefällen gibt es eine Erstattung durch die Produktion.

Wer jetzt Lust bekommen hat, in die faszinierende Welt von "Tribute von Panem" einzutauchen und vielleicht sogar prominente Filmpartner kennenzulernen, sollte sich das Online-Casting nicht entgehen lassen. Mit etwas Glück winkt die einmalige Erfahrung, Teil eines cineastischen Großereignisses zu werden. Gleichzeitig ist es aber wichtig, die Schattenseiten und vertraglichen Pflichten im Blick zu behalten. Denn der Weg zum Ruhm führt beim Film eben oft über das Kleingedruckte.