Tibets Sklaven befreit

In der autonomen Region Tibet wird ein Gedenktag zur Abschaffung der Leibeigenschaft eingeführt

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Vor 50 Jahren wurde in Tibet die Leibeigenschaft aufgehoben. Aus diesem Anlass hat der Volkskongress der von China – mitunter mit militärischer Gewalt – kontrollierten autonomen Region beschlossen, den 28. März zum Gedenktag an dieses Ereignis auszurufen, berichtet die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua. Am 28. März habe die Zentralregierung in Beijing die aristokratische Regionalregierung aufgelöst, eine Million Leibeigene befreit und den Großgrundbesitz aufgelöst. Der Aufstand, der dem voraus gegangen war, sei ein Versuch der Feudalherren gewesen, ihre Macht zu behaupten. Die Leibeigenen hätten zu jener Zeit 90 Prozent der Bevölkerung Tibets ausgemacht. Nach der Darstellung bei Xinhua gab es drei Kategorien von Leibeigenen. Angehörige der untersten Kategorie konnten von ihren Besitzern, darunter auch der buddhistische Klerus, wie Vieh ausgepeitscht, verkauft und straflos ermordet werden, weshalb sie nach europäischen Maßstäben wohl als Sklaven zu bezeichnen sind.

Die Internationale Kampagne für Tibet hält das alles für eine bloße Provokation der chinesischen Führung. Die Erhebung sei ein Volksaufstand gewesen, über Leibeigenschaft wird hingegen kein Wort verloren. Die Regierung wolle mit dem neuen Feiertag von der Erinnerung an den Aufstand ablenken. In der Vergangenheit sei es wiederholt im März in Tibet zu Spannungen gekommen, wenn die Menschen des Aufstands gedachten.

Eine ausführliche Darstellung der politischen wie akademischen Debatte über Leibeigenschaft in Tibet kann auf den englischsprachigen Wikipediaseiten gefunden werden. Dort auch weiterführende Links und Quellen. Ein Streifzug durch die kriegerischen Seiten der tibetischen Geschichte lässt sich beim US-amerikanischen Publizisten Michael Parenti finden.