Nicole Fritsche unter Beschuss
Immer mehr Linkspartei-Mitglieder distanzieren sich von der Politikerin, die zum Bespitzeln von Piraten aufrief
Am [http://www.scharf-links.de/90.0.html?&tx_ttnews[tt_news]=19443&tx_ttnews[backPid]=56&cHash=d8a0220552 1. November] machte der Würzburger David Frühling eine Rundmail öffentlich, in der Nicole Fritsche, ein Mitglied des geschäftsführenden Landesvorstands der bayerischen Linkspartei, ihre "liebe[n] Genossinnen und Genossen" dazu aufforderte, "in der Vergangenheit" der örtlichen Konkurrenten von der Piratenpartei zu "forschen", weil man daraus resultierende Informationen "in Zeiten von bevorstehenden Wahlkämpfen in Land und Kommunen sicher gut verwerten" könne. Fritsche reagierte erst nicht auf Fragen von Telepolis dazu, meldete sich aber drei Tage nach Erscheinen einer Meldung darüber mit dem Kommentar, dass sie aus der "antifaschistischen Bewegung" komme und von einem "Missverständnis" ausgehe, was sie Frühling inzwischen schriftlich mitgeteilt habe.
Bis dahin hatten sich bereits mehrere Mitglieder der Linkspartei von der glernten Rechtsanwaltsgehilfin distanziert: Mario Simeunovic, ein Mitglied des erweiterten zwanzigköpfigen Landesvorstands, stellte öffentlich klar, dass Fritsches Vorstoß "ohne Information und Billigung der übrigen Mitglieder" erfolgte und er das "darin zum Ausdruck gebrachte Ansinnen […] in jeder Hinsicht einer demokratischen Organisation für unwürdig" halte. Er werde sich deshalb in der nächsten Landesvorstandssitzung persönlich für eine "Klarstellung" einsetzen.
Auch der Linken-Landtagskandidat Dieter Stolpe verwehrte sich dagegen, dass er und Andere dazu "benutzt" werden sollen, "Menschen auszuhorchen und anzupinkeln". Seiner Ansicht nach sind "ideologische Sichtweisen, die hauptsächlich darin bestehen, Dinge nicht zu sehen wie sie sind, sondern so […], wie die Ideologie/Ersatzreligion oder ein Parteitagsbeschluss das wollen", ein dem Neoliberalismus vergleichbarer "Ungeist", weshalb es im Interesse der Partei sei, dass solchen Vorgängen ein Ende gesetzt wird.
Matthias Zwack, ein Mitglied im Kreissprecherrat des Linken-Jugendverbandes, meint in einer gestern veröffentlichten Distanzierung, Fritsche habe suggeriert, "Generalverdacht, Denunziation und Bespitzelung [könnten] für sie und die Linke legitime Mittel politischer Auseinandersetzung" sein, was seiner Wahrnehmung nach nicht dem Willen der Mehrheit der Parteimitglieder entspricht, weshalb er auf eine Klarstellung des bayerischen Landesverbandes hofft, "dass ein solches Verhalten nicht tolerierbar ist".