Zurück zur Kohle
Großbritannien: E.ON will ein neues Kohlekraftwerk bauen, die Regierung unterstützt das Projekt; weitere Kohlekraftwerke sind in Planung.
Die Drohgebärden auf dem Kontinent und jenseits des Kanals gleichen sich: Wenn nicht neue Kohlekraftwerke gebaut werden, so drohte RWE Ende Februar, sei mit tagelangen "Engpässen und Blackouts" zu rechnen. Gerichtet war die Drohung des RWE-Chefs an die Adresse all jener, die Widerstand gegen den Neubau von Kohlekraftwerken äußern. Die Gründung zahlreicher Bürgerinitiativen, die "sich überall dort regen, wo neue Kohlekraftwerke in die Landschaft gesetzt werden" (siehe Wolfgang Pomrehn: "Bürger gefährden Demokratie"), verursacht augenscheinlich einiges Missfallen bei Politikern und Stromerzeuger.
Aus Großbritannien hört man nun ähnliche Drohungen. Die Regierung soll dort eine neue Generation von angeblich saubereren Kohlenkraftwerken gegen den Widerstand von Umweltschützern unterstützen - mit dem bedrohlichen Hinweis, wonach man Stromausfälle nur verhindern könne, wenn man mehr fossile Brennstoffe verfeuere.
Hintergrund: John Hutton, der als Industrie- und Handelsminister in der Regierung von Gordon Brown für die Energiewirtschaft zuständig ist, wird nach Informationen des Independent heute über die Zukunft der Kohle in Großbritannien sprechen und es gilt als ausgemacht, dass er die Pläne für einen Neubau eines Kohlekraftwerks in Kingsnorth, Kent, gutheißen wird – gegen den Widerstand von Umweltschützern.
Eine Milliarde Euro soll das Projekt kosten, bei dem E.ON ein veraltetes Kraftwerk zerstören und durch zwei neue Einheiten ersetzen will, die "sauberere Kohle" verbrennen. 1, 5 Millionen Haushalte sollen damit ab 2012 mit Strom versorgt werden.
Nach Angaben von E.ON arbeitet das Kraftwerk mit einer neuen Technik, bei der das ausgestoßene Kohlendioxid unter der Nordsee gespeichert wird (siehe: Sequestrierung- unterirdische CO2 Einlagerung).
Sollte der Bau des Kraftwerks in Kingsnorth abgesegnet werden, dann stehen die Aussichten nicht schlecht, dass auch die Planungen von sieben weiteren Kohlenkraftwerke in Großbritannien weiter vorangetrieben werden – natürlich zum Unmut der Kritiker, die in der Rückbesinnung auf Kohle ein falsches Signal sehen und der Sequestrierungs-Technik gegenüber kritisch eingestellt sind. Befürchtet wird von Kritikern dieser Methode u.a. das langsame Ausgasen der Lagerstätten. So könnte bei der Einlagerung im Meeresboden, das salzige Meereswasser mit dem Kohlendioxid zusammenwirken und den Boden porös machen, was "die C2-Ausgasung erheblich verstärken würde".
Minister Hutton sieht die Realität anders:
"Unser Land muss die Wirklichkeit akzeptieren, dass fossile Brennstoffe eine Hauptrolle (bei der Energieversorgung) in den nächsten Jahrzehnten spielen werden – mindestens -, selbst wenn wir die Ziele der EU für die erneuerbare Energien im Jahre 2020 erreichen wollen."