Furcht um Glauben und elterliche Autorität

Die texanischen Republikaner sprechen sich gegen die Unterrichtung von "higher order thinking skills" an Schulen aus

Im Juni verabschiedeten Delegierte der Republikanischen Partei in Texas ihr Wahlprogramm. Ein Punkt darin erzeugt in den USA landesweites Aufsehen. Im Abschnitt "Unsere Kinder erziehen" stellt die Partei nämlich nicht nur fest, dass Körperstrafen "wirksam" sind, und empfiehlt, Lehrern mehr Befugnisse zu übertragen, damit sie für mehr Disziplin sorgen können - sie spricht sich auch dagegen aus, dass Schüler "higher order thinking skills" beigebracht bekommen.

Hinter diesem Ausdruck steckt ein in den 1950er Jahren erdachtes Konzept, das den Anspruch hat, kritisches Denken zu fördern. Dazu sollen die Fähigkeiten zur Analyse, zur Verknüpfung und zur Bewertung gestärkt werden. In den 1980er Jahren zeigte die Kognitionsforschung, dass diese Fähigkeiten bereits im Grundschulalter eine wichtigere Rolle spielen, als man vorher gedacht hatte. Seitdem wurden sie Bestandteil zahlreicher reformpädagogischer Ansätze. In ihnen wird Wissen nicht durch Frontalunterricht vermittelt, sondern über Experimente erschlossen. Und statt über die in den USA verbreiteten Multiple-Choice-Tests wird die Leistung von Schülern in Prüfungen mit frei formulierten Antworten ermittelt. Die texanischen Republikaner fürchten, solche Lehrziele könnten dazu führen, dass die "elterliche Autorität" unterminiert wird. Außerdem soll der Glaube von Schülern nicht "herausgefordert" werden.

Darüber hinaus zeigt sich die GOP der Überzeugung, dass Eltern am besten dazu geeignet seien, kleinen Kindern etwas beizubringen, und lehnt deshalb sowohl eine Vorschul- als auch eine Kindergartenpflicht ab. Älteren Kindern soll im Aufklärungsunterricht als einziges Rezept gegen ungewollte Schwangerschaften und Geschlechtskrankheiten die sexuelle Abstinenz gepredigt werden. Und man spricht sich für Gesetze aus, die illegale Einwanderer daran hindern, ihre Kinder in öffentliche Schulen zu schicken.