Vernetzte Schulen

Die Computer sind vielleicht da, aber dann beginnen die Probleme

Schulen ans Netz ist zum Losungswort geworden, um die nachfolgende Generation möglichst umgehend den technischen Erfordernissen der Informationsgesellschaft anzupassen. Jede Regierung und jede Opposition gefällt sich darin, diesen Slogan auszurufen, um der Bildungsmisere zu begegnen und sich als Standort aufzuwerten. Aber was möglicherweise erst einmal ganz gut klingt, hat doch Hasenfüße, die gerne unterschlagen werden.

Doch nachdem die Schulen vielleicht sogar Computer mit einem Netzzugang haben, beginnen erst die wirklichen Probleme. Es mag zwar Förderprogramme oder sogar Sponsoring seitens der Industrie geben, gleichwohl sind allerorten die Gelder für Bildung rar geworden, und in den Etats ist kein oder viel zu wenig Geld für laufende Ausgaben vorgesehen. Schließlich müssen neue Software und Hardware gekauft, die Systeme gewartet und wieder instandgesetzt oder die Lehrer ausgebildet werden. Mindestens in fünf Jahren, wenn nicht schon früher, sind die Computer unter den heutigen Bedingungen der Innovation, nur noch Schrott, zumindest ist ein kontinuierliches Update notwendig. Man geht davon aus, daß die Computerisierung und Vernetzung der Schulen in den USA zwischen 14 und 47 Milliarden Dollar als einmalige Investition kosten wird. Dann aber sind als laufende jährliche Ausgaben zwischen 4 und 14 Milliarden Dollar zu erwarten.

In einem amerikanischen Bericht School Technology: "Five School Districts' Experiences in Funding Technology Programs" wird das Dilemma offenbar. Obwohl man hierzulande oft anderer Meinung ist, haben die Schulen für ihr Technologieprogramm von privatwirtschaftlicher Seite in den USA nur 3 Prozent oder weniger an Unterstützung erhalten. Der überwältigende Rest des Geldes zum Kauf und zur Ersetzung der Ausrüstung stammt aus öffentlichen Geldern. Keine der Schulen aber hat einen verläßlichen und langfristigen Etat für diese Ausgaben. Es fehlt auch an Personal, das sich um das Einholen von Geldern oder Geräten kümmern kann, und natürlich an technischem Fachpersonal, da die Schulen, wenn überhaupt, nicht genügend hohe Gehälter zahlen können. Man kann eben leichter einmal Geräte kaufen, als Menschen anstellen, die aber für eine "Schule am Netz" unabdingbar sind, wenn nicht ein Systemzusammenbruch dazu führt, daß die Computer wieder wochenlang nicht zu benutzen sind.

Manche Schulen versuchen, mit billigen Studenten zurechtzukommen, oder bieten Lehrern mit Kenntnissen statt Geld etwa die Benutzung von Computern an, wenn sie sich um die Schulung der anderen Lehrer oder um die Aufrechterhaltung des Systems kümmern. Aber auch das sind nur Notbehelfe, die keine Kontinuität bieten, wie es für eine Schule erforderlich wäre. Und ganz allgemein ist die Computerisierung und Vernetzung von Schulen natürlich keine Lösung für die Probleme mit der öffentlichen Ausbildung und dem steten Zurückgang des Bildungsstands in vielen industrialisierten Ländern. (Florian Rötzer)