Qualitätsoffensive: Telepolis öffnet Archiv wieder
Telepolis hat sein komplettes Artikel-Archiv wieder geöffnet. Hier der Ticker zum Logbuch Telepolis-Archiv. Hintergründe und weitere Infos heute Mittag.
Berlin, 05.07.2025: Das Online-Magazin Telepolis hat sein vollständiges Artikel-Archiv seit Gründung wieder öffentlich zugänglich gemacht. Leser können über ein Suchfeld rechts oben auf der Website gezielt nach Artikeln suchen oder eine chronologische Auflistung aller Texte nutzen, die nach Jahr, Monat und Tag sortiert ist.
Die Archivfreischaltung umfasst auch Beiträge, die nicht journalistischen Kriterien entsprechen, weshalb eine kritische Betrachtung älterer Inhalte empfohlen wird.
Die Maßnahme ist Teil einer Qualitätsoffensive, die auf wiederholte Probleme in der journalistischen Qualitätskontrolle vor 2021 reagiert. Während der Bewertung des gesamten Archivbestands wurden rund 70.000 Artikel offline genommen.
Insbesondere Ereignisse wie 9/11, die sogenannte Flüchtlingskrise und die Corona-Pandemie hätten eine strikt journalistische Herangehensweise benötigt, die nicht immer gegeben war.
Telepolis betont nun eine klare Trennung von Nachricht, Kommentar und Meinung, transparente Kennzeichnung von Gastbeiträgen und professionelle Qualitätsstandards. Am heutigen Mittag erscheint ein Artikel von Chefredakteur Harald Neuber zu dem Vorgang.
Hannover, 02.06.2025. Telepolis wehrt sich gegen Kritik an seiner Qualitätsoffensive und der damit verbundenen temporären Sperrung von rund 70.000 Archivbeiträgen. Einige ehemalige Autoren und Leser hätten die Gründe für die Maßnahme verkannt und Fakten missinterpretiert, schreibt der Journalist Burkhard Schröder.
Insbesondere die Kritik an vermeintlich niedrigen Verweildauern auf der Website sei nicht stichhaltig. Ein ehemaliger Autor hatte die ermittelte durchschnittliche Seitenverweildauer von 2:07 Minuten als "verstörend" bezeichnet und daraus geschlossen, dass die neuen Texte kaum gelesen würden. Tatsächlich habe sich dieser Wert unter der neuen Redaktionsleitung fast verdoppelt, so Schröder.
Bei der Interpretation von Kennzahlen wie der Seitenverweildauer müssten zudem verschiedene Faktoren wie Scrollverhalten, Absprungraten und technische Messmethoden berücksichtigt werden. Schröder spricht von einer "akribischen Analyse", die Telepolis-Chefredakteur Harald Neuber zufolge durchgeführt werde.
Ältere Artikel im Archiv hätten zuletzt ohnehin nur drei Prozent des Traffics ausgemacht. Viele ehemalige Autoren überschätzten ihre Relevanz maßlos, so Schröder. Um im hart umkämpften Online-Medienmarkt zu bestehen, seien eine klare Corporate Identity und die Einhaltung zeitgemäßer Standards unerlässlich. Genau dies bezwecke die Qualitätsoffensive von Telepolis.
Berlin, 22.05.2025: Die Republikation der Archivtexte von Telepolis nimmt Form an. In den vergangenen Tagen wurde ein Zeitplan festgelegt. Und der sieht so aus:
Das Technik-Team des Verlags hat das Projekt im aktuellen „Sprint" aufgenommen. Ein solcher „Sprint" bezeichnet eine Gruppe von Projekten, die in einem bestimmten Zeitraum durchgeführt werden sollen. Für einen „Sprint“ sind in der Regel zwei Wochen vorgesehen.
Im Fall der Telepolis-Texte bedeutet das Folgendes: Wie Anfang Dezember vergangenen Jahres angekündigt, gehen die Texte nach Prüfung wieder online. Allerdings in zwei Gruppen. Das Gros der Texte wird wieder normal über die Suche auf telepolis.de zu erreichen sein. Dort nicht aufgenommen wurden Artikel von Autoren, an deren Professionalität Zweifel bestehen. Ich werde auf diesen Punkt als Chefredakteur demnächst genauer eingehen.
Wie gesagt: Alle Texte gehen wieder online. Damit sind alle Lügen gestraft, die behaupteten, Telepolis und der Heise Verlag betrieben eine Bücherverbrennung. Versuchen Sie mal, ein verbranntes Buch wieder ins Bücherregal zu stellen. Das gelingt selbst denjenigen nicht, die sich davon gegenseitig in einer Echokammer zu überzeugen versuchen.
In den vergangenen Monaten haben wir auf solche Einlassungen nicht reagiert, weil klar war, dass sie haltlos sind und am Ende durch die Republikation widerlegt werden. Aber wie hat das genau funktioniert mit der Offlinenahme (Depublikation) und Wiederveröffentlichung (Republikation)?
Das Stichwort bei uns hieß „Schleier". Dieser „Schleier" wurde über die Artikel gelegt, die nach wie vor alle am alten Ort gespeichert waren. Wenn nun ein User versucht hat, die alte URL aufzurufen, traf die Anfrage auf eine „Wenn"-Regel: Wenn der Artikel vor 2021 veröffentlicht wurde, wurde die Anfrage auf die bekannte Seite weitergeleitet, auf der es hieß, dieser Inhalt sei nicht aufrufbar. Übrigens hätten wir dort eine Zeitangabe einfügen sollen, um den Eindruck zu vermeiden, es handele sich um eine dauerhafte Zugangssperre. Hinterher ist man immer klüger.
Auf jeden Fall wird diese Regel demnächst entfernt werden und die meisten Artikel werden wieder zur Verfügung stehen.
Daneben arbeiten wir derzeit an einem Voll-Archiv, das auch auf dem Telepolis-Server zu erreichen sein wird. Als Chefredakteur wäre mir lieber gewesen, diesen Altbestand mit den aus verschiedenen Gründen problematischen Artikel und teilweise fragwürdigen Autoren, deutlich getrennt von unserer Redaktion wieder ans Netz zu stellen; zu dem übrigens auch jener, der sich aus Dissens zum inzwischen etablierten journalistischen Kurs dagegen ausgesprochen haben, wieder im Archiv aufgenommen werden soll. Wir mussten an dieser Stelle aber pragmatisch sein: Eine Republikation an einem anderen Ort hätte in keinem Verhältnis zum Aufwand gestanden, den wir dafür hätten betreiben müssen.
Es bleibt also dabei: In den nächsten Wochen finden sich alle Texte auf Telepolis wieder. Zugleich machen wir deutlich, dass das Team heute grundsätzlich anders arbeitet als in der Vergangenheit und dass es sich aus journalistischer Sicht de facto um eine neue Redaktion handelt.
Hannover, 14. Mai 2025: Telepolis macht Nägel mit Köpfen: In den nächsten sechs Wochen wird das gesamte Archiv des Online-Magazins wieder online gestellt. Damit löst die Redaktion ihr Versprechen von Anfang Dezember 2024 ein, als über 70.000 Artikel vorübergehend depubliziert wurden.
Hinter der radikalen Entscheidung zur vorübergehenden Depublikation steckte eine großangelegte Qualitätsoffensive der Chefredaktion. Ziel: Einen klaren Trennstrich zwischen den Beiträgen ziehen, die dem aktuellen journalistischen Leitbild entsprechen, und jenen, die unter der früheren Redaktionsleitung entstanden sind.
Verlag und Redaktion haben den Altbestand akribisch analysiert. Das Ergebnis: Alttexte machen hatten zuletzt nur drei Prozent des Traffics ausgemacht, die durchschnittliche Seitenverweildauer war mit 1:17 Minuten deutlich geringer als bei neueren Artikeln (2:07 Minuten).
Fazit: Die neuen Inhalte stoßen auf gesteigertes Leserinteresse, die alten haben nicht den Wert, der ihnen von Kritikern der Depublikation beigemessen wurde.
Ein Großteil der Texte wird nun wieder ins reguläre Archiv aufgenommen, eine separate Dokumentation wird getrennt von der Redaktion bereitgestellt. Transparenz ist Telepolis wichtig: Der gesamte Prozess der De- und Republikation wird dokumentiert, um aus Fehlern der Vergangenheit zu lernen und die Diskussion über journalistische Standards voranzutreiben.
Trotz früherer Erfolge mussten Verlag und Redaktion feststellen, dass die damalige Redaktionsleitung journalistische Standards nicht durchgehend gewahrt hat. Die vorläufige Depublikation war notwendig, um sich von problematischen Inhalten zu distanzieren und ein publizistisches Umfeld zu schaffen, das den hohen Ansprüchen und der Professionalität der Autoren gerecht wird.
Dieser Beitrag wird als Logbuch immer wieder aktualisiert angezeigt. Sie finden weiterhin Informationen zu dem im gleichnamigen Dossier, das Sie in der rechten Spalte auf der Startseite finden.