Pentagon stellt Wetterdatenfreigabe ein: Hurrikanvorhersagen und Meereisüberwachung betroffen

Marcel Kunzmann
Karte der Arktis

Das Ende der US-Datenfreigabe hinterlässt für Meteorologen und Klimaforscher eine massive Lücke

(Bild: AustralianCamera/Shutterstock.com)

Wichtige Daten für Klimawandel- und Hurrikanvorhersage fehlen ab sofort. Warum die Entscheidung zum schlechtestmöglichen Zeitpunkt kommt.

Das US-Verteidigungsministerium wird künftig keine Satellitenwetterdaten mehr zur Verfügung stellen, wie die Nationale Ozean- und Atmosphärenbehörde (NOAA) Ende Juni in einer knappen Mitteilung bekannt gab.

Dies lässt Hurrikanforscher ohne entscheidende Informationen über Stürme, während die Hochsaison für Hurrikans im Atlantik bevorsteht. Seit mehr als 40 Jahren betreibt das Verteidigungsministerium Satelliten, die Informationen über die Bedingungen in der Atmosphäre und im Ozean sammeln. Auch Klimaforscher sind betroffen.

Überraschung für die Forschungscommunity

Eine Gruppe innerhalb der Navy, das Fleet Numerical Meteorology and Oceanography Center, verarbeitet die Rohdaten der Satelliten und stellt sie Wissenschaftlern und Wettervorhersagern zur Verfügung, die sie für eine Vielzahl von Zwecken nutzen, darunter die Echtzeit-Vorhersage von Hurrikans und die Messung des Meereises in den Polarregionen.

Das ursprünglich für Ende Juni angekündigte Datum für die Einstellung der Datenbereitstellung wurde nach Protesten von Wissenschaftlern und Prognostikern auf Ende Juli verschoben, so die Navy.

"Ich war überrascht, wenn man bedenkt, wie wichtig die Daten für die Vorhersage von Hurrikans und die Überwachung wichtiger Merkmale wie des Meereises sind", sagt Brian Tang, ein Hurrikanforscher an der University at Albany. "Das sind Daten, die Prognostiker regelmäßig verwenden."

Ein Grund für das Ende der Datenfreigabe wurde nicht genannt. Mittelkürzungen stecken offenbar nicht dahinter, es wird jedoch über Bedenken bezüglich der Cybersicherheit spekuliert.

Daten zum Meerseis fehlen künftig

Die Satelliten des Verteidigungsministeriums waren auch die Hauptquelle für Echtzeitinformationen über Veränderungen des Meereises. Diese Daten sind aus vielen Gründen wichtig. Das dauerhafte Meereis in der Arktis und Antarktis schrumpft aufgrund des Klimawandels rapide, und die genaue Eismenge schwankt im Laufe des Jahres dramatisch.

Die Menge des arktischen Meereises beeinflusst in jedem Jahr die Entscheidungen der internationalen Schifffahrt, da Schiffe bei geringerer Eisbedeckung kürzere Routen über den Globus nehmen können. Am anderen Ende des Planeten trägt das Meereis dazu bei, das Schmelzen der Gletscher in der Antarktis zu verlangsamen, die dem Planeten bei einem Zusammenbruch einen katastrophalen Meeresspiegelanstieg androhen.

Infolge der Entscheidung des Verteidigungsministeriums werden nun sechs weit verbreitete Datensätze über das Meereis an beiden Polen unterbrochen, wie das National Snow and Ice Data Center (NSIDC) mitteilte.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmung wird hier ein externer Inhalt geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

"Wir waren viele Jahre lang sehr auf diese Daten angewiesen", erklärt der Direktor des Zentrums, Mark Serreze. Serreze' Team hatte bereits geplant, auf eine alternative Quelle für Meereisdaten umzusteigen: einen Sensor auf einem von der japanischen Regierung betriebenen Satelliten.

Die USA haben im Rahmen einer Vereinbarung zwischen der Nasa und der japanischen Raumfahrtagentur Zugang zu Daten dieses Sensors.

Doch sie dachten, sie hätten Monate Zeit für den Wechsel, der viel arbeitsintensive Kalibrierung erfordert. Und dies geschieht inmitten eines Rekordjahres: Bisher gibt es im Jahr 2025 weniger Meereis in der Arktis als in jedem anderen Jahr seit Beginn der Satellitenaufzeichnungen im Jahr 1979.

Schlechtestmöglicher Zeitpunkt

Forscher, die die kaskadenartigen Auswirkungen des rekordverdächtig niedrigen antarktischen Meereises analysieren, befürchten, dass der Verlust dieser kritischen Satellitendaten der US-Regierung es erschweren wird, die rapiden Veränderungen an beiden Polen zu verfolgen.

Das Meereis reflektiert die Energie der Sonne zurück in den Weltraum, doch mit den langfristigen Verlusten ist mehr von den Ozeanen der Erde der Sonnenenergie ausgesetzt, was zu einer stärkeren Erwärmung führt.

"Wir sehen jetzt Jahr für Jahr Rekorde in der Antarktis, daher hätte dies aus dieser Perspektive nicht zu einem schlechteren Zeitpunkt kommen können", sagt Dr. Alex Fraser, Co-Autor einer neuen Klimastudie am Australian Antarctic Program Partnership (AAPP).