Oleg Senzow: Freiheitsheld oder doch Terrorist?

Pressekonferenz mit Oleg Senzow und Aleksandr Koltschenko in Kiew am Dienstag. Screenshot: Nasch TV
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Der ukrainische Filmregisseur Oleg Senzow machte nach seiner Freilassung aus russischer Haft ein brisantes Eingeständnis.
Am Dienstag gaben der ukrainische Filmemacher Oleg Senzow und der ukrainische Aktivist Aleksandr Koltschenko in Kiew eine Pressekonferenz, auf der sie über ihre fünfjährige Haft in Russland und ihre Tätigkeit vor der Festnahme im Mai 2014 auf der Krim berichteten. Die beiden waren am 7. September im Rahmen eines russisch-ukrainischen Gefangenenaustauschs - 35 gegen 35 - freigelassen worden.
Der russische Geheimdienst FSB hatte dem in der Krim-Hauptstadt Simferopol geborenen Filmemacher Senzow die Beteiligung an Terroranschlägen und die Mitgliedschaft im terroristischen Rechten Sektor vorgeworfen.
Der Filmemacher wurde am 10. Mai 2014 verhaftet und am 25. August 2015 wegen terroristischer Aktivitäten auf der Krim von einem russischen Militärgericht in Rostow am Don zu zwanzig Jahren Freiheitsentzug verurteilt.
Senzow: "Auf die Krim kann ich wohl nur auf einem Panzer zurückkehren"
Auf die Krim könne er wohl "nur auf einem Panzer zurückkehren", erklärte der Filmemacher auf der Pressekonferenz.
Nach seiner Freilassung nahm Senzow am Dienstag in Kiew das erste Mal öffentlich zu Fragen wegen dem Vorwurf der terroristischen Aktivitäten Stellung. Er erklärte (Video), dass er in Simferopol zu einem Kreis von Menschen gehörte, in dem über Anschläge und die Bildung von Untergrundgruppen gesprochen wurde.
Koltschenko: "Dass das Haus bewohnt war, war mir nicht bekannt"
Der Saal in welcher die Pressekonferenz in Kiew stattfand, war gut gefüllt. Zwei Stunden lang sprach Senzow - auf Russisch - und Koltschenko - auf Ukrainisch -, was sie vor ihrer Verhaftung auf der Krim machten und wie sie Russland beurteilen.
Koltschenko - der zu zehn Jahren Freiheitsentzug verurteilt worden war und aus dem linksautonomen Lager kommen soll, erklärte, sein Schuldeingeständnis, welches auf Video aufgezeichnet wurde, sei unter Folter und aus Verzweiflung entstanden.
Der Aktivist sagte, dass er 2014 an dem Brandanschlag auf das Büro von "Einiges Russland" in Simferopol teilgenommen habe. Dass das Haus, in dem sich das Büro von Einiges Russland befand, aber bewohnt war, sei ihm "nicht bekannt gewesen". Das mehrstöckige Wohnhaus sei zuvor von einem Aktivisten inspiziert worden. Dieser habe in dem Haus keine Menschen angetroffen.
Die Krim habe sich 2014 in einer Situation befunden, "wo es keine Möglichkeit mehr gab, irgendwelche friedlichen Aktionen durchzuführen", erklärte Koltschenko. Menschen, die damals für Lohnzahlungen auf die Straße gingen, seien von russischen Sicherheitskräften mit Maschinengewehren aufgefordert worden auseinanderzugehen. "Ich meine, dass in dieser Situation uns nur solche Methoden blieben." Also gewaltsame Aktionen. Senzow fügte hinzu: "Das war der Widerstand einer Mücke gegen einen Elefanten."
Der Senzow sagte, er habe sich an keinen kriminellen Aktionen beteiligt. Auf der Pressekonferenz zeigte Senzow aber auffällig viel Verständnis für gewalttätige Aktionen. Er sei "Hunderten von Leuten" bekannt gewesen. "Dort wurden sehr verrückte Ideen geäußert, Partisanen-Einheiten, Erdhöhlen, Sprengung von Brücken. Alle möglichen Leute. Wie man heute sagt: Die Garde vom Sofa. Wir haben uns versammelt, haben etwas beraten, habe alle möglichen Einzelheiten besprochen."
Die Sprengungen seien einfach nur "Gespräche" gewesen, die man dann dem Aktivisten Gennadi Afanasjew angehängt habe. Vor seiner Verhaftung sei er in ständigem Kontakt mit Kiew gewesen. Er sei von einem Vertreter des ukrainischen Generalstabes angerufen worden. Dieser habe ihn gebeten, die ukrainischen Militärs, die man aus einem Wohnheim auf der Krim ausgesiedelt habe, in die Zentralukraine zu bringen.
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