Nettos leckeres Hackfleischprodukt mit schnittfest gemachten Wasser
Die Verbraucherorganisation foodwatch kritisiert das angeblich fettarme Produkt mit "texturiertem Weizenprotein"
Der Marken-Discounter Netto, der zur Edeka-Gruppe gehört, hat sich nach der Verbraucherorganisation foodwatch etwas besonders Leckeres für die Kunden einfallen lassen. Angeboten wird unter der Eigenmarke "Viva Vital" und hergestellt vom niederländischen Fleischkonzern Vion eine "Zubereitung mit Hackfleisch gemischt mit pflanzlichem Eiweiß".
Das hört sich schon verdächtig an, soll aber deswegen für die Kunden, die auf gesundes, zumindest fettarmes Essen achten, attraktiv sein, weil angeblich 30 Prozent weniger Fett enthalten sind. Dafür, so dachte man sich bei Netto, zahlen die Kunden dann auch ein bisschen mehr als für normal verpacktes Hackfleisch, nämlich 30 Prozent mehr. Wobei frisch an der Theke durch den Fleischwolf gedrehtes Hackfleisch in aller Regel, weil dafür besseres Fleisch verwendet wird, weniger Fett als das angeblich fettarme Produkt enthält, so dass die Werbeaussage nur im Vergleich zu anderem abgepacktem Hackfleisch zutrifft.
Aber damit nicht genug. Das Hackfleischprodukt enthält eigentlich nicht 30 Prozent weniger Fett, so foodwatch auf abgespeist.de, sondern eher 30 Prozent weniger Hackfleisch, das ersetzt wurde durch schnittfest gemachtes Wasser, nämlich "texturiertes Weizenprotein" mit einer "fleischähnlichen" Konsistenz und Farbe. Letztere wird durch Rote-Beete-Saft und Paprikaersatz erzeugt. "Nie war so wenig Fleisch im Hack, nie war schnittfestes Wasser so teuer", ätzt Oliver Huizinga von foodwatch. "Man greife tief in die Trickkiste der modernen Lebensmitteltechnologie und verleihe so einer Fleisch-Wasser-Weizen-Pampe möglichst viel Hackfleisch-Feeling."
Warum Wasser ins Hackfleisch gemischt wird, nach einem Bericht der Chemischen und Veterinärmedizinischen Untersuchungsämter Arnsberg sind 17 Prozent des Produkts zugesetztes Wasser, beantwortet Netto so:
Das Wasser muss als "technischer Bestandteil" des Produktionsprozesses verwendet (…) werden und dient nicht der "Verlängerung" des Produktes. Es wird ausschließlich dazu benötigt, das pflanzliche Eiweiß in eine hackfleisch‐identische Konsistenz zu bringen.
Auch andere als fettreduziert beworbene Produkte bedienen sich ähnlicher Tricks, so foodwatch, z.B. die "Thomy légère leichter als Mayonnaise" von Nestlé. Sie "besteht nicht wie echte Mayonnaise hauptsächlich aus Öl und Eigelb, sondern zum Großteil aus Wasser - das könnten Verbraucher aber auch selbst in Mayonnaise rühren." Unilever bläht den Butterersatz "Lätta & luftig" mit Stickstoff auf. Für 320 Gramm Halbfettmargarine zahlt man dann so viel wie für 500 Gramm normale Lätta. (Florian Rötzer)