Gaspreise steigen: Europa im Wettbewerb mit Asien

Philipp Hahnenberg,
Steigende Kurve entlang der Y Achse, ganz oben eine Gasflamme

Gaspreise in Europa steigen. Asien lockt LNG-Lieferungen mit hoher Nachfrage. Wie wird sich der globale Wettbewerb um Gas auf die Versorgung auswirken?

Während die EU-Kommission einen Ausstieg aus russischem Gas bis 2027 anstrebt, gehen die Mitgliedsstaaten unterschiedliche Wege. Griechenland hat sich nun laut Berichten eine wettbewerbsfähige Gasversorgung von Gazprom bis mindestens 2026 gesichert. Doch nicht alle Länder können oder wollen diesem Beispiel folgen. Für deutsche Verbraucher stellt sich die Frage, welche Strategie langfristig die besseren Ergebnisse bringt.

Die Slowakei etwa droht laut der US-Nachrichtrenagnetur Bloomberg mit einem Veto gegen das neueste EU-Sanktionspaket gegen Russland. Regierungschef Robert Fico fordert Garantien, um die negativen Folgen eines geplanten Importstopps für russisches Gas ab 2028 abzufedern.

Die Slowakei bezieht noch immer einen Großteil ihres Gases von Gazprom und fürchtet steigende Preise und Wettbewerbsnachteile. Fico hat die EU-Kommission aufgefordert, Maßnahmen gegen hohe Transitkosten sowie finanzielle Hilfen für Haushalte und Industrie bereitzustellen.

Begründete Sorgen?

Ficos Sorge scheint nicht unbegründet. Derzeit ziehen die Gaspreise in Europa laut Bloomberg wieder an. Grund sind eine hohe Nachfrage durch Hitzewellen in Asien und die Umleitung von LNG-Lieferungen in diese Region.

Europa muss attraktive Preise bieten, um im globalen Wettbewerb um Gas zu bestehen und die Speicher für den Winter ausreichend zu füllen. Aktuell sind die Füllstände mit 62 Prozent noch im unteren Bereich für die Jahreszeit.

Für Deutschland wird es schwieriger

Für Deutschland und andere Länder, die auf russisches Gas verzichten, wird es damit schwieriger und teurer, alternative Lieferungen zu beschaffen. Die Abhängigkeit von LNG-Importen und die Konkurrenz auf den Weltmärkten bergen Risiken für Versorgung und Preise.

Der von Griechenland eingeschlagene Sonderweg, die Beziehungen zu Gazprom aufrecht zu erhalten, könnte sich daher als vorteilhaft erweisen – für die Griechen freilich nur.

Der Fall Griechenland: Diversifizierung dennoch möglich

Allerdings ist auch Griechenland an einer Diversifizierung interessiert und verhandelt mit anderen Lieferanten. Eine einseitige Abhängigkeit von Russland wollen die wenigsten Staaten.

Viele Abnehmer befinden sich zudem im Streit mit Gazprom wegen Lieferausfällen und Preisforderungen. Einige haben Klagen angestrengt, andere fürchten hohe Strafzahlungen nach Schiedsurteilen zugunsten der Russen, wie Bloomberg berichtet.

Die unterschiedlichen Strategien und Interessen der EU-Länder im Umgang mit Russland und Gazprom erschweren eine einheitliche Linie. Für deutsche Verbraucher bleibt die Gasversorgung eine Herausforderung, solange der Ausstieg aus russischem Gas nicht durch ausreichende und bezahlbare Alternativen kompensiert werden kann. Eine europäische Debatte über den richtigen Weg und mehr Solidarität erscheint dringend nötig.