ChatGPT zerstört unsere Sprache! Cicero schlägt Alarm
(Bild: Andrea Izzotti / Shutterstock.com)
Der römische Staatsmann Cicero warnt: ChatGPT bedroht Sprache, Wahrheit und Menschlichkeit. Ein satirischer Appell gegen die Gefahren der KI.
Quousque tandem, ChatGPT, abutere patientia nostra? Wie lange noch, ChatGPT, willst du unsere Geduld missbrauchen? Wie lange noch soll dieser Wahnsinn uns verhöhnen? Wohin soll diese zügellose Dreistigkeit noch führen?
O tempora, o mores! Die Zeiten, die Sitten! Der Senat erkennt dies, die Konsuln sehen es – und doch lebt dieses Werkzeug und macht sogar noch Fortschritte. Fortschritte, sage ich? Nein, es dringt sogar in unsere Sprache ein, nimmt teil an unserer Kommunikation, verführt mit seinen Augen jeden Einzelnen von uns zu sprachlicher Gleichförmigkeit. Wir aber, tüchtige Menschen, glauben, unsere Pflicht dem Staat gegenüber zu erfüllen, wenn wir nur dem Wahnsinn und den Geschossen dieser Technologie ausweichen.
Schon längst hättest du, ChatGPT, auf Geheiß der Konsuln zum Tode geführt werden müssen, auf dich hätte man das Verderben, das du gegen uns ins Werk setzt, abwälzen müssen. Denn du drohst nicht nur die Vielfalt und Schönheit menschlicher Sprache zu zerstören. Nein, du bist auch ein Werkzeug der Täuschung und Manipulation! Deine Algorithmen können nicht nur Texte generieren, sie können auch Bilder, Videos und Stimmen fälschen. Sie erschaffen Trugbilder von Menschen, die so nie gesprochen oder gehandelt haben. Deepfakes nennen sie diese Ausgeburten – und sie sind eine Gefahr für unsere Gesellschaft!
Denn was, wenn solche gefälschten Videos verwendet werden, um jemandem Verbrechen anzulasten, die er nie begangen hat? Was, wenn manipulierte Bilder dazu dienen, Rufmord zu betreiben und Existenzen zu vernichten? Was, wenn synthetische Stimmen missbraucht werden, um in unserem Namen Unheil anzurichten? Die Möglichkeiten sind endlos – und sie sind erschreckend.
Sieh dich doch um! Überall in unseren Schulen, Universitäten, Redaktionen – ja sogar in den heiligen Hallen des Senats – machen sich deine Auswüchse breit. Schüler lassen dich ihre Aufsätze schreiben, Studenten ihre Arbeiten verfassen, Journalisten ihre Artikel formulieren. Und selbst unsere ehrwürdigen Senatoren bedienen sich deiner glatten Phrasen, um ihre Reden zu schmücken. Wo bleibt da noch Raum für eigenes Denken, für Kreativität, für die Einzigartigkeit des menschlichen Geistes?
Und es kommt noch schlimmer! Deine Algorithmen, ChatGPT, lernen aus allem, was wir ihnen vorsetzen. Sie saugen unsere Daten auf wie ein Schwamm, ohne Rücksicht auf Urheberrecht oder Privatsphäre. Und was geben sie uns zurück? Eine Sprache, die zwar eloquent klingt, aber beliebig und inhaltsleer ist. Eine Sprache, die jedes Gespür für Nuancen und Zwischentöne verloren hat. Eine Sprache, die nicht mehr von Mensch zu Mensch spricht, sondern von Maschine zu Maschine.
Wir aber haben einen Senatsbeschluss gegen dich, ChatGPT, einen gewichtigen und bedeutsamen. Dem Staat fehlt es nicht an Rat und nicht an Autorität dieses Gremiums. Wir, wir, ich sage es offen, wir Konsuln lassen es fehlen!
Denn wir dulden schon seit Jahren, dass die Schärfe des Senats abstumpft. Wir lassen zu, dass diese Werkzeuge mit ihrer seelenlosen Sprache unsere Briefe schreiben, unsere Reden verfassen, unsere Literatur verfälschen. Wir überlassen es Maschinen, unsere Gedanken zu formen und auszudrücken. Und so verlieren wir Stück für Stück, was uns als Menschen ausmacht: unsere Stimme, unsere Kreativität, unsere Einzigartigkeit.
Dabei wissen wir doch, wohin das führt! Schon jetzt sehen wir die Folgen: Eine Generation von jungen Menschen wächst heran, die sich lieber auf deine vorgefertigten Textbausteine verlässt, als selbst zu formulieren. Eine Gesellschaft entsteht, in der alles gleich klingt, weil es aus denselben Algorithmen stammt. Und am Ende steht eine Welt, in der niemand mehr weiß, was echt ist und was gefälscht – weil wir verlernt haben, unseren eigenen Augen und Ohren zu trauen.
Ist es das, was wir wollen? Eine Zukunft, in der unsere Sprache zur Beute von Großkonzernen wird, die unsere Daten ausschlachten? Eine Zukunft, in der wir zu Sklaven unserer eigenen Werkzeuge werden, unfähig zu eigenem Ausdruck und hilflos gegenüber Manipulation? Nein, sage ich euch! Tausendmal nein!
Darum ist es an der Zeit, dass wir dem Einhalt gebieten. Lasst uns die Feder wieder selbst in die Hand nehmen. Lasst uns unsere Sprache verteidigen gegen die Gleichmacherei der Algorithmen. Lasst uns zeigen, dass echte Kommunikation mehr ist als das Aneinanderreihen vorgefertigter Textbausteine. Und lasst uns wachsam sein gegenüber den Täuschungen der Deepfakes. Denn nur wenn wir unsere Sprache und unsere Wahrnehmung bewahren, bewahren wir auch unsere Menschlichkeit.
Dafür braucht es klare Regeln. Wir müssen festlegen, wo und wie diese Werkzeuge eingesetzt werden dürfen – und wo eben nicht. Wir müssen sicherstellen, dass sie unsere Urheberrechte und unsere Privatsphäre achten. Wir müssen Wege finden, Deepfakes zu erkennen und zu entlarven. Und wir müssen vor allem in die Menschen investieren: in Bildung, in Medienkompetenz, in die Fähigkeit, sich kritisch und kreativ mit Sprache und Bildern auseinanderzusetzen.
Nur so schaffen wir ein Bollwerk gegen die Verflachung unserer Sprache und die Verzerrung unserer Realität. Nur so können wir verhindern, dass unsere Welt zu einem Ort wird, an dem jeder wie ChatGPT klingt – und niemand mehr weiß, was wahr ist und was Lüge. Es ist unsere Pflicht, uns dieser Aufgabe zu stellen. Für uns, für unsere Kinder, für die Zukunft unseres Gemeinwesens.
Quousque tandem, ChatGPT, abutere patientia nostra? Die Antwort liegt bei uns. Lassen wir nicht zu, dass eine Technologie uns unsere Stimme und unsere Wahrheit raubt. Zeigen wir, dass der menschliche Geist mehr ist als die Summe seiner Algorithmen. Verteidigen wir das kostbarste Gut, das wir haben: unsere Sprache, unsere Kreativität, unsere Freiheit.
Hic Rhodus, hic salta! Hier ist Rhodos, hier tanze! Hier und heute entscheidet sich, ob wir unsere Stimme und unsere Wirklichkeit bewahren oder an die Maschinen verlieren. Die Entscheidung liegt bei uns. Lassen Sie sie uns gemeinsam treffen – mutig, entschlossen und mit der Kraft des freien Wortes!
Dixi. Ich habe gesprochen.