2001: A Space Odyssey

Vor 30 Jahren kam Kubricks Kultfilm in die Kinos

Im Sommer 1968 startete Stanley Kubricks Film 2001: A Space Odyssey, basierend auf dem gleichnamigen Roman von Arthur C. Clarke, in den europäischen Kinos. Der Film hat wohl, noch vor der ersten Mondlandung, zur Zeit der Studentenrebellion und des Vietnamkrieges, eine ganze Generation geprägt und Science Fiction populär gemacht. Die mit heute primitiven Mitteln gestaltete Fahrt durch den Raum paßte zur psychedelischen Zeit, die gerne Drogen mit einer politisch gedachten Bewußtseinserweiterung verband.

Von der erwachenden Intelligenz der Menschenaffen springt die Geschichte zur Weltraumfahrt - und zu dem bekanntesten Computer, dem die Menschen im Raumschiff Discovery anvertraut sind. Der allgegenwärtige, in einem für heutige Verhältnisse gigantisch großen Computer existierende HAL 9000, dessem starren Auge nichts entgeht, spricht wie ein Mensch mit der Besatzung, denkt wie ein Mensch, plant und macht Fehler wie ein Mensch, bettelt um sein Leben wie ein Mensch. Er kann lernen, hat Gefühle, spricht fließend und versteht nahezu alles, ist eine Person mit einer Identität und einer Geschichte - und ist so menschlich, daß er zu eitel ist, einen Irrtum zuzugeben. Lieber versucht er alles Leben auf dem ihm anvertrauten Raumschiff zu töten, als seine Unvollkommenheit einzugestehen.

Beeindruckend ist zweifellos die Szene gewesen, in der der einzig die Attacken HALs überlebende Bowman in das elektronische Gehirn steigt und Schritt für Schritt dessen höhere kognitive Funktionen abschaltet. HAL appelliert an Bowman, bettelt um sein Leben, beginnt zu stammeln und zu singen, versinkt in Erinnerungen und einstmals Gelerntes ...

HAL, das "elektronische Gehirn", und die Macht der Technik über die ihr in einem Raumschiff eingeschlossenen Menschen war natürlich eine Parabel. Damals waren die meisten gleichermaßen von der Technik fasziniert und gegenüber ihr kritisch eingestellt. Man traute ihr nahezu alles zu, sah bereits die Automatisierung aller Arbeit und damit die Konsum- und Freizeitgesellschaft kommen. Einmal losgelassen erwirbt der Mensch, beginnend mit dem ersten Werkzeug, das gleichzeitig eine Waffe ist, eine Macht, die sich schließlich gegen ihn selbst wendet. Je näher die Künstliche Intelligenz, von der man damals glaubte, sie schon bald herstellen zu können, dem Menschen kommt, desto gefährlicher wird sie.

Amer. Good afternoon, Hal. How's everything going?
Hal. Good afternoon, Mr Amer. Everything is going extremely well.
Amer. Hal, you have an enormous responsibility on this mission, in many ways perhaps the greatest responsibility of any single mission element. You are the brain and central nervous system of the ship, and your responsibilities include watching over the men in hibernation. Does this ever cause you any - lack of confidence?
Hal. Let me put it this way, Mr Amer. The 9000 series is the most reliable computer ever made. No 9000 computer has ever made a mistake or distorted information. We are all, by any practical definition of the words, foolproof and incapable of error.

2001 steht vor der Tür. Noch gibt es keine wirklich intelligenten Computer in der Art von HAL. Auch die Raumfahrt steckt noch in den Kinderschuhen, auch wenn die symbolische Jahrtausendwende zu einem Sprint antreibt. Weltraumkolonien von Menschen gibt es noch keine, die existierende Raumstation ist nicht gerade luxuriös und stets reperaturbedürftig. Es steht zwar möglicherweise das Klonen von Menschen an, aber an die Möglichkeit, sich einfrieren und dann wieder auftauen zu lassen, ist noch gar nicht zu denken. Noch weiß niemand so recht, wie man wirklich intelligente, menschenähnliche Künstliche Intelligenzen bauen kann. Ein Ansatz ist etwa der Humanoide Cog von Rodney Brooks, der mit Hören, Sehen, Sprechen und berührungsempfindlicher "Haut" ausgestattet, seine Umgebung wahrnehmen und auf sie reagieren kann - und vielleicht irgendwann und irgendwie durch Lernen intelligent wird. Aber das ist noch weiter Weg, schließlich ist Brooks Devise, daß man erst einmal wieder zurück zum Beginn der Intelligenz muß, um dann vorwärts gehen zu können.

Wer sich für HAL und die Entwicklungen in der KI interessiert, dem sei David Storks 1997 - im von Clarke angegebenen Geburtsjahr HALs - erschienenes Buch: HAL'S LEGACY: 2001'S COMPUTER AS DREAM AND REALITY empfohlen, das auch online vorliegt. Die Bilder aus dem Film stammen von der Site www.palantir.net. (Florian Rötzer)