B-2-Bomber für Israel: USA setzen auf neue Abschreckung in Asien

(Bild: Logan Bush / Shutterstock.com)
Ein US-Gesetzentwurf soll Israel B-2-Bomber liefern – offiziell gegen Iran. Doch darin könnte auch eine Warnung an Pakistan zu sehen sein und ein neues Kalkül.
Im US-Kongress herrscht seltene Einigkeit. Ein parteiübergreifendes Duo hat den sogenannten Bunker Buster Act eingebracht, der Präsident Donald Trump ermächtigen soll, B-2-Tarnkappenbomber und bunkerbrechende Bomben an Israel zu liefern – offiziell zur Bekämpfung iranischer Nuklearanlagen. Doch die Botschaft könnte weit über Iran hinausreichen.
Nur wenige Tage vor Bekanntwerden des Gesetzesvorschlags hatten amerikanische B-2-Bomber iranische Nuklearanlagen in Fordo, Natanz und Isfahan bombardiert. Das Ausmaß der Schäden ist umstritten. Fest steht: Bunkerbrecher vom Typ GBU-57 können sich bis zu 60 Meter tief in den Boden bohren, bevor sie explodieren – eine Waffe, entwickelt für tief unterirdische Ziele wie Irans Atomanlagen.
Für Pakistan, das über ein eigenes Atomwaffenprogramm mit geschätzten 170 bis 180 Sprengköpfen verfügt, dürfte dieser Schlag eine beunruhigende Demonstration gewesen sein. Der israelische Geopolitik-Experte Meir Masri, Professor an der Hebräischen Universität Jerusalem, ließ auf X (früher: Twitter) wenig Zweifel an möglichen weiteren Zielen: "Nach dem iranischen Vorstoß könnten wir versuchen, das pakistanische Atomprogramm zu zerschlagen."
Wachsende Sicherheitsbedenken in Pakistan
Die Sorge in Islamabad vor einem israelischen Angriff auf eigene Nuklearanlagen ist nicht unbegründet. Nach Angaben des Pakistan Institute for Conflict and Security Studies (PICSS) sollen israelische Drohnenoperateure bereits während des jüngsten Pakistan-Indien-Konflikts im Mai 2025 versucht haben, pakistanische Nuklearanlagen zu sabotieren, wie das Nachrichtenportal The Cradle berichtet.
"Israelische Drohnenoperateure waren in indischen Operationszentren stationiert und versuchten, Pakistans Nuklearanlagen anzugreifen", zitiert The Cradle den Sicherheitsforscher Abdullah Khan vom PICSS. Durch "promptes Handeln" sei es gelungen, Schäden zu verhindern – so die Darstellung.
Ob diese Vorfälle stimmen, ist bislang nicht unabhängig bestätigt. Sie zeigen jedoch, wie real die Bedrohung für Islamabad eingeschätzt wird – und wie stark die jüngsten B-2-Angriffe auf Iran als warnendes Beispiel verstanden werden.
Ein historischer Präzedenzfall existiert ebenfalls: Wie das Wall Street Journal unter Berufung auf das Buch "Deception: Pakistan, the United States and the Secret Trade in Nuclear Weapons" berichtet, planten Israel und Indien bereits in den frühen 1980er Jahren eine gemeinsame Luftoperation gegen Pakistans wichtigste Nuklearanlage. Der Angriff, vergleichbar mit dem israelischen Schlag gegen den irakischen Osirak-Reaktor 1981, wurde nie umgesetzt – blieb aber strategisch auf dem Tisch.
Von heimlicher zu offener Allianz: Pakistan sucht Schutz
Die wachsende Bedrohung durch Israel führte zu einer bemerkenswerten diplomatischen Wende. Pakistan wandte sich an Iran – ein Land, mit dem es nur wenige Monate zuvor noch im offenen Konflikt lag.
Im Januar 2024 hatten sich beide Länder mit Raketenangriffen gegenseitig attackiert. Iran griff mutmaßliche Verstecke der Separatistengruppe Jaish al-Adl in Belutschistan an, Pakistan reagierte mit Vergeltungsschlägen auf iranischem Gebiet.
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Der Konflikt war innerhalb von 48 Stunden beendet – ohne internationale Vermittlung. Die überraschend schnelle Deeskalation führte zu Spekulationen über eine mögliche Abstimmung der Angriffe. Die Geopolitik-Analystin Sharmine Narwani schrieb auf X:
Die gegenseitigen Luftangriffe dieser Woche gaben Teheran und Islamabad die Rechtfertigung, diese bewaffneten Extremistengruppen – füreinander – zu eliminieren.
Nur fünf Monate später wurde aus der mutmaßlich taktischen Kooperation eine offene Solidarität: Nach den israelischen Angriffen auf Iran verurteilte Pakistan die Angriffe scharf als "flagrante Provokationen" und Verletzungen iranischer Souveränität, wie das Außenministerium mitteilte.
Es kursieren Berichte über hochrangige pakistanische Militärdelegationen in Teheran – obwohl Islamabad jegliche militärische Hilfe für Iran kategorisch dementiert. Im iranischen Parlament skandierten jedenfalls Abgeordnete "Danke, danke Pakistan", berichtet Samaa TV aus Pakistan.
Strategische Spekulationen über nukleare Beistandsszenarien
Die Spekulationen erreichten einen Höhepunkt, als General Mohsen Rezae, Kommandeur der Islamischen Revolutionsgarden, im iranischen Fernsehen behauptete, Pakistan habe Iran im Falle eines israelischen Nuklearschlags nukleare Vergeltung zugesichert.
"Pakistan hat uns versichert, dass sie Israel mit einer Nuklearbombe angreifen werden, falls Israel eine Nuklearbombe gegen Iran einsetzt", erklärte Rezae laut The Statesman.
Pakistans Verteidigungsminister Khawaja Asif dementierte dies umgehend in den sozialen Medien: "Unsere nuklearen Fähigkeiten dienen dem Nutzen unseres Volkes und der Verteidigung unseres Landes gegen die feindseligen Absichten unserer Feinde."
Doch während Islamabad offizielle Beistandsversprechen dementiert, berichten andere Quellen über diskretere Warnungen. Eine anonyme Quelle aus dem pakistanischen Außenministerium sagte gegenüber The Cradle, Islamabad habe Washington eindringlich gewarnt:
Falls Israel Atomwaffen gegen Iran einsetzt, wird die Situation über Iran hinaus eskalieren. Die Region wird in eine neue, unvorhersehbare Sicherheitsphase eintreten.
B-2-Transfer: Eindämmung Pakistans?
Der geplante Transfer von B-2-Bombern an Israel könnte somit mehr sein als nur ein Gegenschlag gegen Iran – er könnte als strategisches Instrument zur Eindämmung Pakistans betrachtet werden.
Das Wall Street Journal urteilt: "Pakistan als Nuklearmacht zuzulassen, war wohl Indiens schlimmster sicherheitspolitischer Fehler seit 1947." Jahrzehntelang habe Indien "den Tod durch tausend Schnitte" durch pakistanisch unterstützte Terrorgruppen erduldet – während eine nukleare Abschreckung echte Vergeltung verhinderte.
Auch für Washington ist Pakistan zunehmend problematisch. Im vergangenen Jahr äußerte die Biden-Administration laut WSJ öffentlich Besorgnis über neue pakistanische Langstreckenraketen, die sogar US-Territorium erreichen könnten.
Die USA können sich auf Israel als militärisch hochgerüsteten Partner stützen, der strategische Interessen auch jenseits des Nahen Ostens wahrnimmt. Gleichzeitig baut Israel eigenständige Allianzen in Südasien auf – etwa mit Indien, das nach pakistanischen Angaben israelischen Drohnenoperateuren während des bilateralen Konflikts Zugang zu Operationszentren gewährt haben soll, um potenziell pakistanische Nuklearanlagen anzugreifen.
Die Rollenverteilung zwischen Washington, Neu-Delhi und Tel Aviv ist dabei fließend – doch die strategischen Interessen überschneiden sich zunehmend. Indien sucht die Nähe zu USA und Israel, um sich gegen Pakistan und China zu positionieren, die beide indisches Territorium besetzt halten und als Bedrohung wahrgenommen werden.
Einordnung: Warum Pakistan als Risiko gilt
In sicherheitspolitischen Kreisen in Washington und Jerusalem gilt Pakistans Nukleararsenal seit Jahren als besonders riskant – weniger wegen strategischer Überlegungen als wegen der potenziellen Nähe zu extremistischen Netzwerken und der innenpolitischen Instabilität.
Berichte aus US-Thinktanks wie RAND und Brookings warnten früh vor der Gefahr unautorisierter Weitergabe, interner Radikalisierung oder Kontrollverlust.
Auch wenn diese Bedenken selten offen ausgesprochen werden, fließen sie erkennbar in strategische Kalkulationen ein – möglicherweise auch beim Bunker Buster Act.
Das neue Kalkül: Zwischen Bedrohung und Abschreckung
Der Bunker Buster Act würde Israel mit Hochtechnologie ausstatten, deren Wirkung weit über den Nahen Osten hinausreichen würde. Mit B-2-Bombern und bunkerbrechenden Bomben würde Israel Mittel erhalten, die selbst gut gesicherte unterirdische Nuklearanlagen zerstören könnten – ob in Iran oder Pakistan.
Die pakistanischen Berichte über israelische Drohnen in indischen Kommandozentralen – auch wenn unbestätigt – unterstreichen die Möglichkeit einer gefährlichen Ausweitung israelischer Operationen. Sollte sich diese Praxis bestätigen, wäre Israel bereits heute aktiv in südasiatische Konflikte involviert.
Pakistans Annäherung an Iran erscheint vor diesem Hintergrund als Versuch, eine existenzielle Bedrohung durch ein Sicherheitsbündnis zu parieren. Die Solidarität mit Teheran könnte ein Signal an andere Regionalmächte sein: Ein israelischer Angriff bliebe nicht ohne Antwort.
Ob sich daraus ein regionales Gegengewicht formt, bleibt offen. Doch klar ist: Mit dem angedachten B-2-Transfer würde Israel seine Schlagkraft erstmals über den Nahen Osten hinaus ausdehnen – mit potenziell dramatischen Folgen für die strategische Stabilität Asiens.
Doch Israel würde dabei nicht nur im eigenen Interesse handeln. Es würde als geopolitischer Arm Washingtons fungieren – und die B-2-Bomber in den Händen Israels könnten zum Werkzeug amerikanischer Machtprojektion in Asien werden.